Unser Qi Hai Blog

 


Die chinesische Kräutertherapie ist sicherlich die umfangreichste Therapieform der TCM mit einer großen Fülle von Rezepten für Dekokte und Granulate, für deren Einsatz man eigentlich eine ganz eigene Ausbildung braucht und zudem (bei uns) eine verlässliche und hochwertige Bezugsquelle benötigt.
Daneben halte ich es persönlich für durchaus legitim, sich bei der Phytotherapie auch auf andere Habitate auszuweiten und  europäische,  amerikanische/südamerikanische Kräuter oder auch die Ayurveda (das indische Pendant zur TCM) flexibel und in analoger Form mit einzubeziehen, wenn es denn therapeutisch Sinn macht, möglichst mühelos umsetzbar ist und Erfolg verspricht.  Die ursprünglich aus der südamerikanischen Phytotherapie stammende Passionsblume (Passiflora incarnata)  setze ich schon seit einiger Zeit sehr  häufig und erfolgreich als Unterstützung ein, wenn es um große nervöse Unruhe und/oder Durchschlafstörungen,  auch in Verbindung mit hohem Puls/Herzrasen und Palpitationen geht. 

Die Passiflora incarnata ist eine immergrüne, ausdauernde Kletterpflanze, die sich mit ihren spiraligen Trieben festhält und leicht 6-8 m Länge erreichen kann, die Blätter sind dreifingrig eingekerbt, die Blüten in grün, gelb, blau und Purpur-Tönen bilden die schönsten lebenden Mandalas, die man sich als Blüte vorstellen kann, werden gern von Insekten aufgesucht und die Passiflora edulis bringt die uns als Maracujá bekannte Frucht hervor, die gern zu Saft und Desserts verarbeitet wird. Sie stammt ursprünglich aus Brasilien (ist aber heute deutlich verbreiteter und wird in großem Maße angebaut) und wurde schon von dortigen (indigenen) Urvölkern verwendet. Der Name Maracujá stammt aus dem Portugiesischen, bzw. aus deren indigenen südamerikanischen Tupi-Sprache.

Die Blätter der Passiflora incarnata  werden in der Phytotherapie gegen nervöse Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit oder Angstzustände,  Durchschlafstörungen, Herzrasen und Palpitatonen und nervöse  Magen-, Darmbeschwerden und depressiven Verstimmungen eingesetzt.

Verwendet werden die Blätter (herba). Man kann sie als Tee trinken (frisch oder getrocknet, auch in Bio-Qualität). Es gibt sie aber auch in Tabletten-Form (gängiger sind die Kombinationen z.B. mit Hopfen, Melisse oder Baldrian, es gibt sie aber auch als Monopräparat)  oder Tinktur (übrigens auch als Spray). Letztere Variante hat den Vorteil, dass sie über die Mundschleimhaut und damit schneller aufgenommen werden kann. Der Vorteil: Man kann die Passiflora in Tablettenform eine Zeitlang (empfehlenswert sind 6 bis maximal 12 Wochen) durchgehend z.B. abends als Durchschlaf-Hilfe nehmen, aber das Spray auch sehr gut tagsüber als Bedarfsmedikation, wenn man in Unruhe gerät und akut schnellere Hilfe braucht. Beiden Möglichkeiten nutzen zu können finde ich sehr hilfreich und lebensnah.

Was ich besonders an der Passiflora schätze ich die Tatsache, dass sie zwar beruhigend, aber nicht dämpfend oder einschläfernd wirkt, daher auch tagsüber gut einzusetzen ist, wenn wir zwar ruhig und gelöst, aber doch konzentriert und wach sein wollen, ohne Müdigkeit oder Überhang.
In der Nacht trägt sie dazu bei, dass man auch eher durchschlafen kann, weil man in den leichten Schlafphasen nicht sofort durch die grundlegende Unruhe aus dem Schlaf gerissen wird. Es ist also – im Gegensatz zu Hopfen oder Melatonin – kein Einschlaf- sondern ein Durchschlaf-Mittel. 
Soweit bisher ersichtlich sind keine Risiken, Nebenwirkungen oder Interaktionen bekannt.

Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen“ an der Universität Würzburg wählte Passiflora incarnata wegen ihres Wirkungsprofils und der langen Nutzungsgeschichte zur Arzneipflanze des Jahres 2011.

Die Deutsche Apotheker-Zeitung hat der Passiflora vor ca. 10 Jahren ein recht ausführliches und lesenswertes Pflanzenportrait gewidmet  (DAZ 2013, Nr. 50, S. 86, 12.12.2013), indem die Nutzungsgeschichte, Indikationen und Dosierung sowie die Wirkung kompakt dargestellt werden.

Kürzlich wurde von der Stiftung Warentest eine Bewertung von Beruhigungsmitteln veröffentlicht, die für die meisten der allgemein bekannten pflanzlichen Beruhigungsmittel überraschend ein vernichtendes Urteil abgibt, das nicht nur der klassischen Phytotherapie und den bisherigen klinischen Erfahrungswerten sondern sicherlich auch den Erfahrungswerten der allermeisten Leser und Anwender widersprechen wird.

Schade ist in diesem Zusammenhang, dass das in den letzten Jahren sich fortlaufend zuspitzende „bashing“ gegen jegliche komplementärmedizinischen Methoden inzwischen leider das Wohl der Patienten völlig aus den Augen verloren hat – denn die würden am meisten davon profitieren, wenn alle sicheren, durch Erfahrungswerte und Studien belegte Therapiemethoden, und damit eben auch die Phytotherapie, zum Wohle der Patienten interdisziplinär und konstruktiv zusammenarbeiten würden. 

Zurück zur TCM:
In der TCM wird die Wirkung der Passiflora als neutral bis kühl beschrieben und der Organbezug hauptsächlich zu Herz und Leber gesehen.
Sie wirkt  inneren Wind besänftigend, zB. bei Krämpfen, Zittern, nervöser Unruhe,  und sie beruhigt  Herz und Shen (Geist, der im Herzen wohnt)  und hilft daher  auch bei Herzrasen, hohem Puls, Palpitationen, Unruhe, Nervosität, Anspannung, Überreizung, (Durch-)Schlafstörungen,  Angst, psychosomatischen Störungen, Suchterkrankungen und Depression. 
In Bezug auf die Leber wirkt Passiflora Yang-absenkend, mildert daher Druck, Stress, Reizbarkeit und Wut, aber auch Resignation und fördert damit auch die „geistige Entgiftung“. 

 

„An Zorn festhalten ist wie Gift trinken
und erwarten, dass der andere dadurch stirbt.“ – Buddha

 

Passiflora hilft das randalierende Leber-Yang zu besänftigen. Sie ermöglicht so auch Erneuerung und neues Wachstum – mit einem ruhigen Herzen…

Gerade wenn es darum geht,  einen dauerhaft angespannten und damit belastenden Zustand aufzulösen, nervöse Unruhe und Angstzustände zur Ruhe zu bringen, Schlaf und Erholung zu ermöglichen und damit auch einer fortschreitenden Erschöpfung entgegenzuwirken, ist die Passiflora meiner Meinung nach eine große Unterstützung. 

In der Ruhe liegt die Kraft!

Als Fan der regionalen und saisonalen Ernährung und der europäischen Phytotherapie freue ich mich immer, wenn ein ganz klassischer und alltäglicher Vertreter der heimischen Kräuter zur Arznei- oder Heilpflanze des Jahres gewählt wird – gerade weil ich es wichtig finde, das zu schätzen, was im wahrsten Sinne des Wortes vor unserer Nase steht. 
Auch das hat schließlich etwas mit Achtsamkeit zu tun.

Dieses Jahr ist ein Klassiker unserer Würz- und Heilkräuter vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde zur Arzneipflanze des Jahres 2023 gewählt worden: Der Salbei!

Der botanische Name des Salbei ist Programm: Salvia officinalis. 
Salvia leitet sich ab von  „salvare“ (retten, erlösen) bzw. „salus“ (Gesundheit, Wohlbefinden), „salvere“ (gesund sein) und „Salutogenese“ (Gesundheit generieren/herstellen, als Präventions-Prinzip bzw. Lebenseinstellung, s. auch den Blog zum „Schwimmen und Angeln“…). Der Wert des Salbei ist also schon in seinem Namen erkennbar, man hätte dieses Pflänzchen kaum so genannt, hätte man seinen Nutzen für die Gesundheit nicht hoch geschätzt!

Unser Küchensalbei ist ein mehrjähriger Halbstrauch, ca. 50 hoch, seine länglichen,  weich behaarten Blätter sind graugrün, aber es gibt ihn auch in sehr zierenden bunten, gesprenkelten Blattfarben. Der echte Salbei (Salvia officinalis) ist zudem winterhart. Die meist violetten Blüten haben die typische Form der Lippenblütler und blühen von Mai bis Juli, manchmal noch bis in den August, und sind, wie so viele andere Küchenkräuter auch, eine hervorragende Bienen-Weide!

Übrigens, ein weiterer Vertreter der Salbei-Familie ist Ihnen vermutlich als beliebtes „Superfood“ bekannt: Die Früchte der mexikanischen Salbeiart „Salvia hispanica“ sind die Chia-Samen! 

So unspektakulär und gewöhnlich uns dieses Küchenkraut erscheint, so selbstverständlich und vielseitig wird Salbei eingesetzt. 
Salbei enthält hohe Anteile an Bitterstoffen und Gerbstoffen, außerdem die ätherischen Öle Thujon, Linalool und Cineol.
Er wirkt schleimlösend, entzündungshemmend, sowohl antibakteriell wie auch antiviral, krampflösend, magenstärkend, schweißhemmend und wundheilend.
Den meisten ist bekannt, dass er entzündungshemmend im Mund- und Rachenraum wirkt und deshalb in vielen Lutschbonbons gegen Halsschmerzen vorkommt sowie in heilenden Mundwassern gegen Zahnfleisch-Entzündungen und Aphten. 
Aber auch die lindernde Wirkung bei übermäßigem Schwitzen ist vielen bekannt. 
Und Salbei lässt sich auch äußerlich bei Entzündungen und Stichen zur Beruhigung der Haut verwenden. 

In der mediterranen Küche ist er ebenso wenig wegzudenken, und den meisten läuft beim Gedanken an „Involtini“ bzw.  „Saltimbocca“ (Schinken-Salbei-Röllchen) oder Pasta mit Salbei-Butter das Wasser im Mund zusammen…

Salbei-Tee mit Honig schmeckt nicht nur als Heißgetränk – auch als Eistee mit Minze im Sommer schmeckt er erfrischend lecker.
Innerlich lindert Salbeitee Magenschmerzen und Krämpfe, aber auch nervöse Anspannung, Stress und Angst.

Schon in der Klostermedizin von Hildegard von Bingen findet sich Salbei, u.a. auch  bei Harnwegserkrankungen und Harndrang, bei Gicht, Magenproblemen, Frauenleiden und nervöser Unruhe.

Der Studienkreis hebt übrigens hervor, dass mittlerweile eine Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase durch verschiedene Salbei-Arten beobachtet wurde. Das könnte für die Behandlung von Alzheimer-Demenz Verwendung finden!
Es ist ziemlich bedauerlich, dass die entsprechende Forschung mangels öffentlicher Förderung in Europa kaum durchführbar zu sein scheint. Ich gebe dennoch die Hoffnung nicht auf, dass künftig doch mehr Interesse und Geld für diese Forschung in Europa eingesetzt wird. 

In der TCM wird Salbei dem Element Feuer zugeordnet. Er wird bei Wind-Hitze oder Kälte (Erkältungskrankheiten) eingesetzt, aber auch bei Hitze, Schwitzen und Unruhe durch Yin-Mangel, wie es ua. in den Wechseljahren der Fall ist.

Was ich an der TCM u.a. schätze ist, dass in der Ernährung wesentlich mehr die Wirkung der Nahrungsmittel geschätzt und gezielt eingesetzt werden, so dass die Entscheidung, was man isst und wann, neben der Saison und Verfügbarkeit und den eigenen Vorlieben auch noch die Gesundheit (und die Wahrnehmung des eigenen Zustands und der momentanen Bedürfnisse) im Visier hat. Dafür braucht es aber deutlich mehr Beachtung der Nahrungsmittel in ihrer Wirkung – und meiner Meinung nach haben es unsere ganz alltäglichen und verfügbaren, regionalen Nahrungsmittel verdient, ein wenig mehr geschätzt und viel bewußter eingesetzt zu werden! 

Wenn Sie also gerade die Wirkung des Salbeis für sich gut gebrauchen können, dann geben Sie ihm doch einen Ehrenplatz in Ihrer Küche!
Unsere heimischen Kräuter haben ein bisschen Beachtung und Anerkennung verdient!

Orangenblütenwasser entsteht bei der Destillation von Orangen- bzw. Pomeranzenblüten zu Neroliöl  als Nebenprodukt und wird nicht nur äußerlich in der Kosmetik verwendet, sondern auch z.B. in Marokko und Spanien zum Süßen von Gebäck und Desserts.  Orangenblütenwasser schmeckt ganz zart blumig und gibt eine besondere feine und süße Note. Das zum Verzehr geeignete Orangenblütenwasser findet sich im Handel meistens bei den Zutaten für Gebäck und Süßspeisen – es lässt sich aber zudem wunderbar auch zum aromatisieren von Getränken wie Zitronenlimonade, Sekt und Cocktails, Tee und Infusionen verwenden. Ich würde beim Einkauf darauf achten, dass es sich dabei um Bio-Qualität handelt. Probieren Sie mal einen Schuss Orangenblütenwasser im Pfannkuchenteig, in Muffins (die erinnern dann an die spanischen Magdalenas!), in Quarkspeisen (und da gern in Kombination mit geriebenen Orangenschalen und Minze), zum Verfeinern von Panna Cotta oder auch als besonders feines Gewürz in Marmeladen. Orangenblütenwasser hat ähnlich wie das Neroliöl eine stimmungsaufhellende, beruhigende und entspannende Wirkung auf die Psyche und hilft daher erwiesenermaßen bei Schlafstörungen, Unruhe  (vor Prüfungen, Operationen und Vorstellungsgesprächen) und  allgemein bei Erschöpfung und Stress! Diese ausgleichende Wirkung hat Orangenblütenwasser aber auch auf die Haut: Es beruhigt geörtete und gereizte Haut, verfeinert die Poren, spendet Feuchtigkeit und erfrischt, insbesondere auch bei Hitze und auch nach dem Sonnenbad. Probieren Sie es auch mal als Badezusatz, als Zusatz zu Ihrer üblichen Bodylotion oder mit einem entspannenden Massageöl. Was ich gerade bei den jetzigen sommerlichen Temperaturen toll finde: Orangenblütenwasser  in eine Sprühflasche füllen und zuhause aus dem Kühlschrank verwenden zur Erfrischung für Handgelenke, Füße und Dekollete – oder einen Sprühstoß ins Getränk.  Oder als „Erfrischung to go“ in der Handtasche für unterwegs… By the way: Das gleiche gilt übrigens – mit etwas anderer Wirkung – auch für Rosenwasser.
Auch immer wieder schön im Sommer: Cold brew in den unterschiedlichsten Variationen…

Mal abgesehen davon, dass man die Zutaten für sein Frühstück, wenn man sich nach dem Prinzip der Ernährung nach 5 Elementen richten und seinem Körper etwas Gutes tun möchte, nach seiner eigenen Konstitution bzw. aktuellen Zustand wählen sollte (also nach Element und Thermik und dem, was der eigene Körper im aktuellen Gesundheitszustand tatsächlich gerade braucht!) – fast noch wichtiger ist, dass die Zusammenstellung des Frühstücks vollständig ist! – Und leider weisen da noch immer sehr viele Porridge- und Frühstücksbrei-Rezepte tatsächlich inhaltliche Mängel auf. Die Bedeutung mancher Zutaten ist nämlich größer als man manchmal denkt…

1. Die Getreide-Komponente

Porridge (Haferbrei) ist nur eine mögliche Variante für einen Frühstücksbrei – es geht auch ohne Haferflocken!
Denkbar (und problemlos verfügbar) sind neben Haferflocken oder auch Schmelzflocken z.B. auch Dinkel-Flocken, Mais/Polenta, Hirse(-flocken), Buchweizenflocken, Reisflocken…

Die Wahl des Getreides ist schon der erste Schritte für Abwechslung in Geschmack und Kombinationsmöglichkeiten nach eigenem Belieben, auf Wunsch auch passend zur Jahreszeit und zum jeweils vorhandenen saisonalen Obst! Da ergeben sich allein aus den Getreide-Obst-Kombinationsmöglichkeiten schon ein immenser Spielraum für Phantasie und Abwechslung!

Davon abgesehen kann man so auch glutenfreie (wie Hirse u. Mais) oder basische Getreide (wie Buchweizen) bevorzugen. 

2. Das Obst

Eine Handvoll Obst (am besten natürlich saisonal und regional) bringt nicht nur Geschmack in das Frühstück, sondern auch Ballaststoffe und durchaus ausreichend Zucker! 

Da Rohkost aber schwer verdaulich ist, sollte es mit aufgekocht werden – was auch den Vorteil hat, dass sich hierdurch bereits der erste Schritt der Zucker-Verdauung schon erledigt hat (und daher keine Energie mehr kostet!) – es macht sich auch geschmacklich bemerkbar! Durch die erste Aufspaltung des Zuckers intensiviert und verteilt sich bereits die Süße vom Obst. Ein Nachsüßen, wie es in vielen Rezepten empfohlen wird (etwa mit Honig, Ahornsirup, Agavendicksaft u.ä.) ist damit völlig überflüssig und spart damit jede Menge Kalorien! 

Wer gerade kein frisches Obst zur Hand hat oder mitkochen möchte, der kann zur Not auch mal auf Apfelmark (das ist im Gegensatz zum Apfelmus ohne Zuckerzusatz und enthält damit nur den Fruchtzucker), eingemachtes Obst (zB. auch Kirschen) oder Babykost (Vorteil: ohne Zuckerzusatz)  als „Notration“ beim Obst zurückgreifen. So kann man sich in der Vorratshaltung auch mal spontan aushelfen.

Trockenobst sollte nicht als Obstanteil verwendet werden sondern nur zum süßen oder geschmacklich verfeinern, denn Trockenobst ist eine Zuckerbombe! Hier reicht z.B. eine Dattel oder ein EL Gojibeeren.

3. Nüsse

Sie sind nicht nur Dekoration, sondern auch eine Fett- und Eiweiß-Komponente!

In Bezug auf den Fett-Anteil sollte man nicht vergessen: Viele Vitamine werden ohne Fett nicht aufgenommen! Kleine Merkhilfe: „EDEKA“ – diese Vitamine brauchen Fett, um verstoffwechselt zu werden. Dies ist auch der Grund, warum Smoothies im Idealfall ein EL Pflanzenöl zugesetzt wird. Mögliche Zutaten sind hier u.a. auch Nüsse, Kokosöl, Mandelmus…

Beispiele: 
Kokosraspeln u. Walnüsse (Element Erde, warm), 
Mandel, Haselnüsse, Pistazien, Sesam (Erde,neutral)

Nüsse wie Mandeln, Walnüsse und Haselnüsse sowie Leinsamen, Sesam u. Mohn sind zudem eine basische Komponente!

4. Das Knusper-Topping

Das wird vielen bekannt vorkommen, die sich mit dem Frühstücksbrei nicht so richtig anfreunden können: Da fehlt etwas zum Kauen…
Die „crunchy“-Komponente ist gerade für „Lebertypen“ (oder in einer Leber-Qi-Stagnation) wichtig! – Lässt sich ja aber auch wunderbar integrieren, indem man Nüsse nicht gemahlen sondern nur gehackt oder ganz zufügt. Dann kann man sich am Knusper-Topping genüsslich „abarbeiten“…

Ürigens: Wer im Gegenteil sein Frühstück lieber trinkt, weil er etwa „morgens nichts runterkriegt“, der kann auch den „Smoothie-Maker“ bzw. Mixer zu seinem Lieblingswerkzeug küren – aber dann bitte trotzdem auf die Wärme achten (s. unten Nr.6).

5. Die Eiweiß-Komponente

Ursprünglich ist Porridge mit Milch gekocht. Der Ersatz von Milch ist sicher sinnvoll, nicht nur in Bezug auf Tierwohl, sondern auch u.U. aus TCM-Sicht, und so ist heute das Kochen von Frühstücksbrei mit pflanzlichem Milchersatz an der Tagesordnung. 

Allerdings wird dabei gerne mal übersehen, dass Milch schon mehr beinhaltet als nur den Flüssigkeitsanteil des Breis! Im Gegenteil: Viele kennen sicher den Spruch „Milch ist kein Getränk, sondern eine Mahlzeit.“ – und das trifft genau den Nährstoffanteil der Milch. Es gilt nämlich neben der Flüssigkeit u.a. auch den Eiweißanteil nicht zu vergessen. 

Dies lässt sich aber durch Zusatz von z.B. Lupinen-Protein, Leinsamenmehl oder Pilzpulver (z.B. Hericium oder Maitake als Pilzpulver), aber auch durch Nüsse oder Nussmus im Blick halten.

Die Auswirkung davon ist deutlich spürbar: So hält die Mahlzeit  nämlich tatsächlich länger satt (und den Blutzucker konstanter)!

Richtwert für den Eiweißbedarf eines Erwachsenen: 0,8 g/Kg Körpergewicht (also ein Tagesbedarf von irgendwo zwischen 40-70g/Tag).

6. Wärme – denn Kaltes kostet Energie!

Kaltes Müsli geht gar nicht! Es ist doppelt ungünstig, da nicht nur kalt sondern auch noch roh!
Overnight oats sind da immerhin durch das Quellen schon deutlich leichter verdaulich – aber dennoch kalt (und im Zweifel auch mit rohem Obst angerichtet).
Für den Körper bedeutet das: Da muss erst erheblich Energie (zum aufwärmen auf Körpertemperatur) reingesteckt werden, bevor überhaupt etwas an Energie daraus gewonnen werden kann! Das ist ein unnötiges Energie-Minus, mit dem man in die Mahlzeit startet. Wer morgens Energie braucht und gut in den Tag starten will, der sollte daher warm frühstücken. (Also auch „overnight oats“ und übrigens auch Smoothies lieber morgens kurz aufwärmen oder mit heißem Wasser aufgießen, so dass es mindestens Körperwärme hat. Eine kleine Korrektur mit großem Energie-Vorteil!)

Im übrigen: So aufwendig ist die morgendliche Zubereitung gar nicht: Mann kann alle Zutaten (einschließlich Obst!) zusammen ganz kurz aufkochen und dann 10 Min. stehen/ziehen lassen  – und in der Zwischenzeit im Bad verschwinden… Danach ist das Frühstück verzehrfertig. 

7. Gewürze

Gewürze bringen nicht nur Geschmacksvielfalt – sie wärmen auch (man denke hier zB an alle uns bekannten Weihnachtsgewürze!) und helfen bei der Verdauung
Neben dem Geschmack also auch eine wichtige Funktion als Bestandteil des Gerichts.

Gleichzeitig lässt sich so noch einmal ganz viel kreative Variation in den Geschmack bringen, durch die Kombination von Gewürzen und der Obst-Komponente…

Kleine Auswahl, die man eigentlich auch immer zu Hause hat: 
Ingwer (Element Metall, Achtung: heiß!), Zimt (Erde, heiß) , Kurkuma (Feuer, warm), Kardamon (Metall, warm), Vanille (Erde, neutral), Kakao (Feuer, warm), Orangen- bzw. Mandarinenschalen (Feuer, neutral)… Zitronengras (Metall, warm)… um nur einige zu nennen. Viel Spaß beim Einsatz und Genießen!

8. Die Frühstückszeit

Nicht nur beim Blick auf die in der TCM viel zitierte Organ-Uhr wird klar: Verdauung spielt sich hauptsächlich morgens, jedenfalls vormittags ab – und das was man spät abends noch zu sich nimmt, das dient nicht nur nicht mehr dem Energiebedarf des Tages (denn die Aktivität lässt da bekanntlich schon nach…), sondern wird auch tatsächlich nicht mehr verdaut (und erst recht nicht verbrannt). Was daraus folgt, ist wohl allgemein bekannt…

Was für die „Lerchen“, die gern früh aufstehen und morgens fit sind, kein Problem ist, wird für aber für manch eine „Eule“ zur Quälerei, denn die Aussage „ich kann morgens so früh noch nichts essen“, ist bei weitem keine Seltenheit. 

Aber auch hier hat uns der liebe Gott einen Ausweg gezeigt und die Thermosbehälter erfunden! Wer vor Abfahrt nicht frühstücken mag, kann es warm mitnehmen und am Arbeitsplatz in einer späten kurzen Frühstückspause essen. Thermobehälter gibt es mittlerweile in 1001 Variationen.  Alternativ kann man am Arbeitsplatz auch nochmal aufwärmen – und wer dafür die Mikrowelle gern meiden möchte, kann auch (zB. Einmachgläser) im Wasserbad aufwärmen oder mit heißem Wasser aufgießen. (Die Camper unter Ihnen werden da sicher keine unlösbaren „praktischen“ Probleme haben.)

Es ist eigentlich nur eine Frage von minimaler Ausrüstung, ein wenig Vorbereitung und spürbar wohltuender Lebensgewohnheit.

Für die „nicht so süßen“: Herzhaftes Frühstück nach TCM

Wer jetzt eher nicht der „Süße“ beim Frühstück ist, der braucht noch lange nicht darauf zuverzichten, im Sinne der TCM zu frühstücken! Es geht auch durchaus herzhaft!

Hier ein paar Vorschläge:

– Suppen: Gemüsesuppen (z.B. Kürbis!) oder klare Suppen (z.B. mit Reis oder Nudeln), gern auch saisonal! (Vorteil: lassen sich vorkochen und aufwärmen)

Auch hier sollte man auf die Zusammensetzung und damit auch auf Fett/Öl- u. Eiweiß-Komponente (ggf. auch in Form von Pilzen, wie Champignons, Kräuterseitlingen, Shiitake & Co.) achten!

– Eispeisen: Rührei/Omelette, Fritata (lässt sich vorbereiten!), Pfannkuchen/Crepes, Gemüsekuchen/Quiches… Auch hier lässt sich beliebig mit saisonalem Gemüse variieren und für Abwechslung sorgen.

Und was für das süße Frühstück gilt, bleibt auch hier oft unterschätzt:
Kräuter und Gewürze spielen auch hier nicht nur eine geschmackliche, sondern auch eine wärmende und verdauungsfördernde Rolle!
So sind zB. Basilikum, Schnittlauch, Petersilie, Rosmarin und Thymian allesamt wärmend und „scharf“ und verdauungsfördernd, z.T. auch krampflösend, durchblutungsfördernd und abwehrstärkend – mit anderen Worten nicht nur lecker sondern auch noch gesund und hilfreich! – Und zudem auch jederzeit als frische Kräuter verfügbar.

In diesem Sinne: Einen guten und genussvollen Start in den Tag!

Schon Paracelsus kannte die Wirksamkeit der Brennnessel bei Gelenkschmerzen. Heute ist ihre gute Wirksamkeit bei rheumatischen Erkrankungen (wie auch bei Harnwegserkrankungen, wofür sie deutlich bekannter ist) wissenschaftlich erwiesen – nur leider meines Erachtens viel zu wenig beachtet und eingesetzt.

Die „Königin der Beikräuter” hat Rudolph Steiner (Begründer der Anthroposophie) sie genannt.
„Beikraut“ (so wie auf demTitelfoto) finde ich zumindest schon freundlicher als die Bezeichnung „Unkraut“ – und tatsächlich ist sie ein traditionelles europäisches Heilkraut! Wie übrigens viele der sog. „Unkräuter“…

Und die Brennnessel ist weit mehr als das: 

  • Sie ist Grundnahrungsmittel für Raupen und damit Lebensvoraussetzung für so manch einen Schmetterling! 
  • Sie ist Rohstoff für Papier und Kleidung und Textilfarbe für Wolle, 
  • sie ist als Tee und Gemüse zu verwenden, 
  • sie ist Bodendünger und als Jauche auch Pflanzenschutzmittel 
  • – und eben ein heimisches und äußrest vielseitiges Heilkraut!

Die Brennessel wirkt harntreibend, aber auch entzündungshemmend, schmerzstillend und immunmodulierend. 

Die durchblutungsfördernde Wirkung dieser im wahrsten Sinne reizenden Vertreterin unserer heimischen Heilkräuter wird bei Berührung deutlich spürbar… Tatsächlich ist sie einer der ganz wenigen Gründe, warum ich dann doch manchmal zu Handschuhen greife bei der Gartenarbeit, denn bei mir „wehrt“ sie sich nach wie vor mit wildem Brennen und Pieksen, wenn ich ihr zu nahe komme. Und gleichzeitig muss ich dabei meistens grinsen: Sie schafft es doch, mit unscheinbarem und doch freundlichem Charme, sich zu wehren – und hat damit manch einem von uns schon deutlich etwas voraus 😉 Man müsste sich die Taktik abgucken.

Von der Brennessel lässt sich alles verwenden: 

  • Die Blätter, 
  • die Samen und 
  • die Wurzel. 

Die Blätter sind reich an Mineralstoffen wie Kieselsäure, Eisen, Mangan und Kalium und lassen sich nicht nur als Tee trinken, sondern auch als Gemüse gekocht oder als Suppe und sogar als Pesto und im Smoothie zubereiten. 
Die Samen enthalten Linolsäure, Polysaccharide und Carotinoide und die Wurzel u.a. Cumarin, Gerbstoffe und Polysaccharide. Der Vitalstoffgehalt der Brennnessel ist enorm.

Die Brennnessel unterstützt die Blutbildung (und daher den Aufbau von Blut und Essenzen) und damit auch das Immunsystem. Die Samen unterstützen das Knochenwachstum (ua. bei Osteoporose).
Und sie unterstützt den Stoffwechsel durch ihre Bitterstoffe und reinigt Blut und Bindegewebe und ist daher als Frühjahrskur ideal.

Die Einordnung nach TCM:
Der Geschmack ist bitter (reinigend, entgiftend, Leber und Gallenblase tonisierend), 
süß (nährend u. Essenz aufbauend) und salzig
Die Temperatur ist kühl
Sie wird dem Element Wasser und dem Nieren Yin zugeordnet und ist die Meisterin der Essenzen (Yin).

Wirkung:

  • harntreibend
  • entzündungshemmend und damit hilfreich gegen Rheuma und Arthritis
  • stoffwechselfördernd, leicht anregend auf Leber und Gallenblase und 
  • krampflösend

Indikationen:

  • Harnwegserkrankungen und -entzündungen, wiederkehrende HarnwegsInfekte
  • Wasseransammlungen
  • Prostatavergrößerung (die Wurzel)
  • Allergien, Ekzeme 
  • Störungen des Knochenstoffwechsels (Samen), 
  • Müdigkeit und Anämie, Aufbau bei allen Erschöpfungszuständen, u.a. bei Burnout, postnatal (nach Geburt) und in den Wechseljahren
  • Entgiftung (im Frühjahr) und Blutreinigung, Ausleitung

Indikationen nach Disharmonien der TCM:

  • Nieren – Yin – Mangel
  • Qi- und Blut – Mangel, Essenzmangel 
  • Herz – Yin – Mangel
  • Lungen – Yin – Mangel
  • Leber – Yin – Mangel
  • Feuchtigkeit im unteren Erwärmer

Emotional:

  • Die Brennessel fördert innere Stärke, Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl und die Fähigkeit, sich nach außen abzugrenzen und zu wehren
  • Sie hilft bei Erschöpfungszuständen, Vergessslichkeit und mangelnder Willenskraft.
  • Sie ist aufgrund dieser psychisch stabilisierenden Wirkung in Kombination mit ihrer Stärke, Ruhe und Willsenskraft und dem Aufbau von Blut und Essenz die ideale Hilfe in einem Burnout.

Angst ist der größte Energiefresser unter den Emotionen und schwächt unsere Nieren! 
In der Schwäche kann die Angst nach oben steigen und uns die Luft zum Atmen abschnüren, sogar Panik auslösen.

Die Brennnessel ist zunächst unscheinbar aber dennoch stark, sanft und dennoch willensstark, sie wird unterschätzt und als „Unkraut“ missachtet, aber das macht ihr nichts aus, denn sie ist freundlich, ruhig und ausdauernd.

Als Tee lässt sie sich 3x täglich trinken, Ziehzeit 10 Min.
Achtung: Aufgrund der harntreibenden Wirkung ist sie bei Wasseransammlungen aufgrund von Herz-  oder Nieren-Unterfunktion kontraindiziert!
Brennnesseltee ist gelb bis grünlich und schmeckt leicht salzig und nach Algen, in Teemischungen ist sie angenehm unaufdringlich.

Teemischung bei Allergien und als Frühjahrs-Getränk:
Brennnessel (Schutz), Löwenzahn (Reinigung), Kamille (Darmfunktion) und Minze (entspannt die Gallenblase und öffnet die Poren).

Äußerliche Anwendung:
Der alkoholische Auszug aus den Blättern wirkt durchblutungsfördernd und hilft bei Haarausfall, bei rheumatischen und neuralgischen Schmerzen.

Brennnessel-Pesto:
100g Brennnesseln
100 ml Olivenöl
100 g Feta-Käse
50g geröstete Sonnenblumenkerne
Saft einer halben Zitrone
3 Zehen Knoblauch, Salz u. Pfeffer

Ohne Käse, Knoblauch und Kerne, nur in (z.B. auch Sesam- oder Kokos-) Öl, ggf. mit mit etwas Zitronensaft püriert, lässt sie sich haltbar machen als Zutat, z.B. auch für Smoothies…

Wer nachhaltig und sinnvoll gärtnern und sich dabei ganz im Sinne der TCM & Yangsheng und mit unseren westlichen Kräutern bewusst und gesundheitsorientiert ernähren möchte, der freut sich über die Brennnessel – und isst (oder trinkt) sie!  😉
Häufig steht das Gute direkt vor uns… 

Eine „Moon Milk“ ist Entspannung und Genuss in einem:  Als großer Fan der sprichwörtlichen „eierlegenden Wollmilchsau“ bin ich immer auf der Suche nach Lösungen und Hilfen, die mit minimalen Aufwand eine große Verbesserung ermöglichen. Je einfacher und umfassender desto besser. Letztlich gehe ich von meinem eigenen Berufs- und Familienleben aus – alles was nicht durch eine ermutigende Leichtigkeit und spürbaren Erfolg besticht, schafft es nicht in meinen Alltag… und daher vermutlich auch nicht in meine Praxis. 

Meistens handelt es sich bei den Tipps, die ich langfristig einsetze, um sehr grundlegende und eben deshalb so nachhaltige „Helferlein“.
Fitness- und Food-Trends gibt es genug, die guten „Basics“ bleiben zeitlos…

Zeitlos und sehr grundlegend ist und bleibt z.B. das Thema Schlaf.

Wir halten zwar keinen Winterschlaf, aber die kurzen Tage und der Lichtmangel signalisieren auch uns eigentlich, dass die Natur auf Schlaf und Erholung programmiert ist, auch für uns. Insofern ist eine vermeintlich auffällige Müdigkeit im Winter mitnichten pathologisch, sondern vielmehr völlig normal. Das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung ist jedenfalls zunächst mal von „Antriebslosigkeit“ oder einer tatsächlichen Depression zu unterscheiden.

Aber spätestens wenn der Winter geht und die Tage länger werden zeigt sich, ob man dem natürlichen Rhythmus folgend wieder motiviert und aktiv wird – und ob die Ruhe nicht (im Winter und auch sonst!) zu kurz gekommen ist.

Denn ausreichender Schlaf ist notwendig, damit alle die Dinge, die der Körper ohne unser Bewusstsein in dieser Zeit erledigt, auch wirklich stattfinden können: Zum Beispiel für die Verdauung, und zwar auch die geistige, die Verarbeitung der Informationsflut vom Tag und die Ablage im Langzeitgedächtnis (auch beim Lernen!). Demgegenüber verursacht Schlafmangel bekanntermaßen Konzentrationsstörungen und Gedächtnislücken…
Aber auch körperliche Stoffwechsel- und Reparaturmechanismen, und damit die Regeneration und Selbstheilung finden in dieser Zeit statt.

Umso ernüchternder ist die inzwischen offenbar schulterzuckend hingenommene Zahl der Menschen mit Schlafstörungen.

Die heute fast inflationär vielzitierte und in jedem „Coaching“-Artikel genannte Resilienz lässt sich zwar mit Entspannungsmethoden, Bewegung und Meditation fördern – wer aber dabei die „Basics“ übersieht (und dazu gehören nunmal ganz unspektakulär der Schlaf und die Ernährung), der kommt nicht weit… Es lohnt sich also, auch die zeitlosen, alten Hilfen wieder einzubeziehen, die vielleicht nicht vordergründig „sexy“ und gerade in Mode sind, dafür aber sinnvoll, hilfreich und nachhaltig. 

Der eine oder andere kennt sicher noch die heiße Milch mit Honig…. so weit entfernt ist die „Moon Milk“ (man könnte auch ganz einfach „Schlafmilch“ sagen) davon nicht – nur etwas cleverer im Rezept, soz. ein Multitalent:  

– Sie vermittelt allein schon durch die Wärme und Süße eine unmittelbare Entspannung, körperlich und geistig, und Trost für den u.U. sorgegeplagten Magen. Das allein ist schon der halbe Weg zum Einschlafen. Wer einen Weg findet, den sprichwörtlich „rotierenden Magen“ zu beruhigen, der kommt auch geistig zur Ruhe und schafft es eher, das Gedankenkarussel anzuhalten.
In der TCM ist der Magen „organisch zuständig“ für den emotionalen Bereich Sorgen/Grübeln. Wer zu viel grübelt, schwächt den Magen – ein schwacher Magen lässt uns im Grübel-Karussell endlos kreisen…

– In Kombination mit beruhigenden Tee-Kräutern wird die psychische und schlaffördernde Wirkung der Moon Milk unterstützt:
Hier kann man je nach Vorliebe und Bedürfnis auch wunderbar die ganz klassischen „westlichen“ Teesorten verwenden wie Lavendel, Melisse, Passiflora, Hopfen (als Einschlafhilfe), um nur einige zu nennen.

– Was wäre die TCM-Ernährung ohne Gewürze? Sie lassen sich so zielgerichtet und wirksam einsetzen, nicht nur um Geschmack zu bringen, sondern vielmehr um dem Körper das zu geben was er braucht… Da die Mitte gewärmt werden möchte, kommen hier meistens wärmende Gewürze zum Einsatz – und in die Moon Milk passen sie auch noch geschmacklich wunderbar! Eine warme Milch schmeckt schließlich mit Zimt, Kakao und/oder echter Vanille z.B. nochmal doppelt gut. Dass das aber nicht nur geistig sondern ganz körperlich auch Wirkung zeigt, ist die Art „win-win-Situation“, die ich besonders dankbar finde!

– Last but not least: Dass Rituale eine wirksame psychologische Hilfestellung bieten, ist mittlerweile allseits bekannt. Dass das besonders bei einem „Feierabend-Ritual“ oder Einschlaf-Ritual zutrifft, ist auch nicht überraschend. Dennoch wird dieses Hilfsmittel immer wieder gerne unterschätzt.
Dabei gehört es zu den grundlegendsten Basics des Energiesparens.
Denn letztlich geht es ganz hauptsächlich genau darum: Energie sparen! Alles, was unsere permanente Aufmerksamkeit verlangt, was ungewohnt, mühsam oder zeitintensiv ist, kostet Kraft. Und leider aasen wir in der Regel so lange mit unserer Energie, bis der Körper meldet „Akku leer“ – nur ist es dann schon eine Notsituation! Ginge es um ein Auto, das auf Reserve fährt oder ein Smartphone, das in den Stromsparmodus schaltet oder gar ganz geht, dann reagieren wir umgehend – nur nicht bei uns selbst. In Sachen Stromsparen ist uns jedes Einsparpotential recht, bezogen auf uns selbst lassen wir dagegen jede Menge Potential achtlos liegen. Das Ritualisieren von noch so kleinen Angewohnheiten, die auf irgendeine Art und Weise gut tun und „Lebenspflege“ (Yangsheng) bedeuten, gehört zu den größten Energiesparpotentialen, die wir nutzen können. Nachhaltigkeit ist auch hier ein lohnendes Ziel.

– Eine weitere Zutat macht die Moon Milk dann tatsächlich zur „eierlegenden Wollmilchsau“:
Es gibt eine Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln aus der ayurvedisch-indischen, traditionell chinesischen und auch westlichen Phytotherapie, die man schulmedizinisch als „Adaptogene“ bezeichnen würde. Sie erhöhen nämlich unsere Anpassungsfähigkeit – deren Wirkung könnte man auch als resilienzsteigernd bezeichnen. In einer Lebensphase, in der man sich u.U. derart körperlich und geistig verausgabt hat, dass der sprichtwörtliche Akku soz. „tiefenentladen“ ist, braucht es kurzfristig Strategien und einfach Hilfsmittel, die eben dazu führen, dass man körperliche und geistige Balance wieder herstellen kann, um auf Anforderungen aus der Umwelt angemessen reagieren zu können – mit Leistungssteigerungen aber auch mit den notwendigen Erholungsphasen. Diese Fähigkeit zur Adaption (in beide Richtungen) lässt sich sogar an Zahlen messen, z.B. an der Herzfrequenzvariabilität (HRV, https://de.wikipedia.org/wiki/Herzfrequenzvariabilität#HRV_in_Stressmedizin_und_Psychophysiologie), die ein guter Indikator für Resilienz und gleichzeitig für (Herz-Kreislauf-)Fitness ist und problemlos durch ein EKG aber auch schon vielen Fitnessuhren zu ermitteln ist. 
In der ayurvedischen Medizin wäre ein gutes Beispiel die „Schlafbeere“ Ashwagandha. Ein sehr wirksames Pendant aus der TCM ist der Heilpilz Hericium (auch „Igelstachelbart“ oder „Löwenmähne“ genannt), der in der TCM zudem schon lange bei Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt wird.
Auch der Einsatz von Heilpilzen in „Tee“-Form ist nichts Neues – und nutzt in der Regel den Vorteil, dass hier nicht mit Extrakten (also herausgelösten Einzelbestandteilen) des Pilzes gearbeitet wird, sondern der ganze Pilzkörper (zu Pulver vermahlen) verwendet wird.  Die meisten Heilpilze schmecken sogar sehr lecker, und z.T. finden sie ja auch den Weg in so manch eine Pfanne, so z.B. der Shiitake, der mittlerweile in fast in jedem Supermarkt zu haben ist, oder auch Mu-Err (Auricularia, bzw. das „Judasohr“), der in so ziemlich jedem Wok-Gericht landet…
In einer Schlafmilch gibt Hericium z.B. eine „erdige“, nussige Note, die sich m.E. nach sehr harmonisch mit einem TL Kakao verbindet. 😉

– Und noch ein soz. „umwerfendes“ Argument für die Schlafmilch: Das Genießen. Was ist schöner als eine Schlafmilch, die auch noch lecker schmeckt?  Wenn man das sinnvolle und hilfreiche so einfach mit dem Angenehmen verbinden kann, hat das für mich den Charme, den es braucht, um langfristig den Weg in die persönliche Hausapotheke, oder vielmehr in den heimischen Küchenschrank zu finden… 

Grundrezept:
Es werden immer diese drei Kompontenten nach belieben kombiniert:
Milch (oder vegange Milchalternative)
wärmende Gewürze (Kurkuma, Zimt,  Kardamon, Vanille, Kakao usw.) und beruhigende Tee-Kräuter (z.B. Lavendelblüten, Melisse, Passiflora, Hopfen, u.v.m., hier gibt es eine ganze Auswahl an bekannten „Schlaf-Tee“-Sorten, die sich im Teebeutel oder -sieb verwenden lassen)
Adaptogene:  Ashwagandha (Schlafbeere) oder Tulsi (das „heilige Basilikum“),  und bei den Heilpilzen der TCM: Reishi (der „Pilz der Unsterblichkeit“) oder Hericium.
Nach Belieben lassen sich auch noch getrocknete Beeren oder Datteln hinzufügen, wenn man es gern noch etwas fruchtiger mag…

Zubereitung: Etwa 1/4 bis 1/3 Tasse Schlaf-Tee (z.B. Lavendel u. Hopfen) aufbrühen und 8 Min. ziehen lassen. In der Zeit die Milch zusammen mit den Gewürzen und ggf. Beeren oder 1 Dattel erwärmen, das Adaptogen (z.B. Hericium-Pulver) hinzufügen (je nach Angabe, meistens 1 TL des Pulvers) und rühren bis es sich ganz löst, und dann zu dem Tee in die Tasse gießen – fertig!

Lass es Dir schmecken – und dann schlaf schön! 😉

Avena sativa (Hafer) ist die Arzneipflanze des Jahres 2017. 
Die bei der jährlichen Wahl der Arzneipflanze des Jahres bisher dargestellten Pflanzen sind klassische europäische Heilpflanzen, deren Bedeutung innerhalb der Medizin wieder mehr Aufmerksamkeit gewinnen sollte, die uns ständig zur Verfügung stehen (und dabei nicht erst um den Globus fliegen müssen) und deren Nutzung so einfach wie effektiv ist. 

Vom Hafer finden als Heilmittel Verwendung:
– das Kraut (Avenae herba, grüner Hafer), das klassisch als Tee erhältlich ist und zudem als Smoothie-Pulver seinen Weg in die sog. „Superfood“-Regale gefunden hat, 
– das Korn (Avenae fructus), welches als Vollkorn, aber in der Regel ganz unspektakulär als Haferflocken, Schmelzflocken (aus dem Mehl gewalzt und leichter löslich) oder Haferkleie daherkommt und
– das Haferstroh (Avenae stramentum), das hauptsächlich äußerlich Verwendung findet, z.B. als Badezusatz, bei Rheuma, Gicht und Hauterkrankungen. 

Und auch aus heutiger Sicht gerade nicht zu verachten: Laut Hildegard von Bingen stärkt Hafer die Nervenkraft! 

Hafer ist eine extrem elastische Pflanze – gewissermaßen der „Bambus“ unter den Getreiden. Bei Wind knicken die Stängel nicht etwa, sondern sie beugen sich, richten sich danach wieder auf – und stehen somit ungebrochen wieder ganz aufrecht in ihrer Mitte. Hafer ist nicht starr, sondern elastisch und beweglich, was ihn – anders als z.B. Weizen und Roggen – nach einem Sturm wieder unbeschadet aufstehen lässt. Diese Fähigkeit ist sein Vorteil und macht seine Kraft aus.

Die Wurzeln des Hafers sind kräftig und tief und sichern so seinen Wasserbedarf – und damit auch seine Elastizität. Damit ist er vom Bau und Wesen her in jeder Hinsicht belastbar – ein „grünes Stehaufmännchen“!

Von dieser Eigenschaft kann sich der Mensch etwas abgucken. In meiner Praxis verwende ich dafür meistens das Bild des Bambus – aber der Hafer ist gewissermaßen das europäische „Pendant“ dazu: Wer sich bedroht oder gestresst fühlt, verliert in der direkten Konfrontation meistens nicht nur all seine Kraft, sondern auch seine Gesundheit. Viel ökonomischer und gesünder ist es, sich im Wind sanft zur Seite zu neigen und auch mal seitlich zu bewegen und im wahrsten Sinne elastisch zu bleiben, um nicht all seine Kraft in der Konfrontation zu verlieren und u.U. sogar daran zu zerbrechen. Nicht die „deutsche Eiche“ die starr im Wind stehen bleibt, überlebt den Sturm unbeschadet… Nur wer flexibel bleibt, kann nach dem Sturm wieder aufrecht und in seiner Mitte stehen.

In solchen stürmischen Zeiten stärkt der Hafer die innere Ruhe und Gelassenheit, und damit die Resilienz und das Vermögen, sich wieder aufzurichten.

Und auch nach schweren Krankheiten wirkt der Hafer stärkend, ausgleichend und normalisiert den Schlaf und damit die Erholung.

Haferkraut (Avenae herba)
Das Kraut bzw. der grüne Hafer wird vor der Blüte, wenn der Halm noch frisch und grün ist, geerntet und getrocknet. Damit sind seine entzündungshemmenden, immunmodulierenden und nervenstärkenden Inhaltstoffe sowie Vitamine und Mineralstoffe voll verfügbar. 

Indikationen:
Unruhe, Erschöpfung, Angst und Anspannung, Schlafprobleme, Immunschwäche, Altersschwäche und Rekonvaleszenz, Hauterkrankungen, Bindegewebsschwäche, Stoffwechselstörungen und Übersäuerung.

In der Ernährungslehre der TCM gehört Hafer zum Element Metall (vom Geschmack her „scharf“) und ist von der Temperatur her wärmend, wirkt von innen nach außen, bewegt das Qi, bringt die Verdauung in Schwung und löst Stagnationen.

Hafer als Korn (Avenae fructus)
Hafer wird im Juli-August geerntet.
Als Getreide ist er ein „Kraftfutter“ und (z.B. als Haferbrei) klassische Aufbaunahrung in Krankheits- und Rekonvaleszenzphasen, Schonkost bei (insb. entzündlichen) Magen-Darm-Erkrankungen, und außerdem ist er verdauungs- und stoffwechselfördernd . 
Hafer liefert im Vergleich zu anderen Getreidearten mehr Eiweiss und Fett sowie viele B-Vitamine und Ballaststoffe.
Hafer und Haferkleie (die besteht im Gegensatz zu Haferflocken nicht aus dem ganzen Korn, sondern nur aus den äußeren Schichten und dem Keimling, ist feiner gemahlen und vom Geschmack her nussiger, der Anteil an Ballaststoffen ist ca. 50 % höher) wirken blutzuckerregulierend und cholesterinsenkend. Die Ballaststoffe machen lange satt, durch sie werden die Nährstoffe verzögert aufgenommen, was den Anstieg des Blutzuckerspiegels verzögert und damit die Insulinausschüttung reduziert. Beta-Glucane binden Gallensäuren und senken das schädliche LDL-Cholesterin.
Porridge“ bzw. Haferbrei und „Overnight oats“ sind als Power-Frühstück nicht nur in England verbreitet. 

Haferstroh (Avenae stramentum)
Das Haferstroh ist das nach der Ernte und dem Dreschen des Korns übrigbleibende trockene Gras.

Die älteren Generationen (vor den „digital natives“…) kennen Haferstroh sicher auch noch als „europäische Futon-Version“: Strohmatratzen wurden vorzugsweise aus Haferstroh hergestellt.
– Und vermutlich kennt der eine oder andere auch noch den Spruch „Lebe lustig, lebe froh, wie der Mops im Haferstroh“…

Haferstroh verwendet man hauptsächlich äußerlich (meistens als Badezusatz oder als Kompresse/Wickel) bei Rheuma und Gicht und insbesondere bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis und Ekzemen, da es entzündungshemmend, juckreizlindernd und wundheilend wirkt.

Außerdem wirkt ein Haferbad beruhigend und schlaffördernd.

Man kann sich den Badezusatz aus Haferstroh selbst herstellen, indem man es abkocht (etwa 100 g auf 2 L Wasser 10-20 Min. köcheln und dann dem Badewasser zugeben) – es gibt aber auch Haferstroh-Extrakt als flüssigen Badezusatz zu kaufen.

Hafer ist eben weit mehr als nur ein „Powerfood“!
Und was hier wächst, das muss nicht zu Dir reisen… 😉

In den letzten Jahren hat sich bei europäischen TCM-Therapeuten immer mehr die Motivativon durchgesetzt, die chinesische Kräutertherapie an unser eigenes „Habitat“ anzupassen. Und aus dem Gedanken heraus, dass uns z.B. mit Pflanzen, die in unserer Umgebung leben, vermutlich besser geholfen ist – was von Anfang an meine intuitive Überzeugung ist -, haben sich einige in der TCM maßgebliche Autoren inzwischen daran gemacht, unsere europäischen Pflanzen nach TCM zu kategorisieren und analoge Indikationen und Anwendungen zusammenzustellen, um deren Anwendung innerhalb der TCM zu ermöglichen bzw. deutlich zu erleichtern. Damit rückt ein erheblicher Teil der europäischen Phythotherapie endlich wieder vermehrt in den Fokus. Zu Recht!

Bleibt nur zu hoffen, dass Die Grünen uns nicht demnächst einen gut gemeinten „Bärendienst“ erweisen mit der geforderten Regulierung von Nahrungsergänzungsmitteln: https://www.bundestag.de/presse/hib/695890-695890

Der Sommer ist (gem. der Wandlungsphasen) die Zeit des Herzens, daher stelle ich heute vor:  

Weißdorn – Beschützer des Herzens

Eingriffeliger Weißdorn: Crataegus monogyna / zweigriffeliger Weißdorn: Crataegus laevigata
Heimischer, sommergrüner, dorniger Strauch/kleiner Baum, auch (Vogelschutz-)Hecke
Arzneipflanze des Jahres 2019

Verwendete Teile: Blätter, Blüten und Früchte
Blüte: Aril bis Juni (weiß)
Beeren: ab September (rot)

Wirkung: (durch Studien belegt)
– Stärkt das Herz und dessen Schlagkraft und Schlagvolumen, z.B. bei leichter Herzinsuffizienz, und steigert die Durchblutung der Herzkranzgefäße
– Harmonisiert den Herzrhythmus (bei Herzrhythmussstörungen, Extra-Systolen u. Herzrasen)
– Reguliert den Blutdruck
– Verbessert die Elastizität der Gefäßwände und wirkt Arteriosklerose entgegen
s. auch: https://flexikon.doccheck.com/de/Crataegus

Indikationen nach TCM: 
– Herz-Qi-Mangel
– Herz-Yin-Mangel (stärkt das Yin, die Essenz des Herzens) 
– Herz-Feuer
– bewegt Herz-Qi und Herz-Blut, lässt hochsteigende Energie nach unten fließen und beruhigt den Rhythmus des Herzens
– beruhigt das Shen:
Das Herz ist das „Haus des Shen“ (Geist): Daher hilfreich bei geistiger Müdigkeit, Freudlosigkeit und Lieblosigkeit, Schlafstörungen, Nervosität und Unruhe sowie Reizbarkeit

Geschmack: süß, sauer, bitter
Temperatur: kühl

Dosierung als Tee: 1 TL / Tasse,   3-4 Tassen / Tag (ca. 1 L, kann den ganzen Tag über getrunken werden). Der Geschmack ist sehr mild und leicht süß.

Nahrungsergänzungsmittel: Standardisierte Präparate (Trockenextrakte aus Blättern und Blüten) sind auch als Kapseln (Tagesdosis 900 mg) unter dem botanischen Namen Crataegus zu finden.

Gegenanzeigen und Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
–> Achtung: Bei längerem Fortbestehen von Symptomen, u.a. bei Einlagerung von Wasser (Ödeme), Kurzatmigkeit, Herzthythmusstörungen und insbesondere bei Schmerzen in der Herzgegend, Ausstrahlung in Arme, Oberbauch oder Hals ist dringend ärztliche Kontrolle, bei letzteren Sympthomen schnellstmöglich ein Notruf erforderlich! 
Grundsätzlich ist die Verwendung jeglicher Nahrungsergänzungsmitteln immer mit dem behandelnden Arzt (insbesondere hinsichtlich etwaiger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten) abzustimmen.

Im übrigen gilt: Die TCM therapiert grundsätzlich zur Mitte hin, Ausgleich bzw. Ausgewogenheit sind Voraussetzung für Gesundheit. Daher gilt es bei Feuer-Pathologien folgerichtig den Blick auf das Wasser zu richten und ggf. schwächelnde Nieren zu stärken – denn Feuer kontrolliert sich mit Wasser. (Übrigens ist nicht nur in der TCM der Zusammenhang von Blut(hoch)druck und Nierenfunktion oft ein ursächlicher und damit therapeutischer Faktor).

Zum Schluss im wahrsten Sinne noch etwas fürs Herz: 

Kleines Gebet für das „Haus des Shen“
Mein Herz ist leer und weit.  Mein Geist fühlt sich hier wohl und ruhig.
Mein Shen kontrolliert meine Emotionen und leitet mich. Es wandelt Sorge und Unruhe in Vertrauen und Achtsamkeit.
Dadurch bin ich frei – und folge der Liebe und den Momenten der Freude.

Halten Sie Ihr Herz sauber und stark!
– Und machen Sie sich einen schönen Sommer!

In der TCM ist das oberste Gebot, den Organismus in seiner Fähigkeit zur Selbstregulierung zu unterstützen.
Die „goldene“ (weil ausgewogene) Mitte ist das Ziel – und damit ist jedes Extrem, ob Völlerei oder beim Fasten, zu vermeiden.

Das Fasten gehört zum Yin – und ist damit (oft notwendiger) Ausgleich zum Yang. 
Darin liegt die wichtigste therapeutische Wirkung des Fastens: Das Ausleiten von pathologischer Hitze und Fülle – also z.B. Entzündungen jeglicher Art, Bluthochdruck, Migräne, roten Hautausschlägen u.ä. (und dies sind die Indikationen).

Problematisch wird das Fasten bei Mangel-Zuständen: Kälte, Schwäche (z.B. durch Krankheit), bei erhöhtem Bedarf in der Schwangerschaft und Stillzeit – und bei übermäßiger Aktivität in der Fasten-Phase. Bei Mangel an nachgeburtlichen Energie-Ressourcen wird der Körper auf die vorgeburtliche und essenzielle Energie aus den Nieren (Jing) zurückgreifen – dies schadet ganz substanziell der eigenen Gesundheit! 
Daraus erklärt die TCM übrigens auch das „Hochgefühl“ während einer Fastenkur: Hier wird die essenzielle Energie verbrannt.  

Fallen Fasten und Yang (Aktivität) zeitlich zusammen, gerät der Körper in Stress! Dies beschleunigt den körperlichen Alterungsprozess!
Richtig ist, in der Fasten-Zeit möglichst Anstrengung, Aktivität, Sport, Aufregung u. Stress zu vermeiden, sich zu entlasten, viel zu schlafen, sich Ruhe und Rückzug (am besten durch Urlaub) zu erlauben, um damit tatsächlich dem Körper die Gelegenheit zu geben, sich ins Yin zu vertiefen. Nur dann ist der Körper dazu in der Lage, die Yin-Phase zu nutzen für Zell-Reparaturen, „Hausputz“, Entgiftung, Verdauung (körperliche und geistige) und Regeneration… 

Bevor Sie sich also in den Frühling (und ins Yang) stürzen – nehmen Sie sich eine Auszeit: Eine Yin-Zeit!

Anleitung zum Reis-Fasten (3-8 Tage):
– Auf Kaffee, Alkohol, tierische Nahrungsmittel und Süßigkeiten verzichten
– Morgens und mittags: Reis mit Mung- oder Adzukibohnen, kleine Mengen (bei Hitze auch rohes) Gemüse
– Für Reissuppe (eine echte Heilnahrung!) den Reis mit mehr Wasser, ca. 2 Stunden kochen
– Sparsam würzen! Wenig Salz und etwas kaltgepresstes Olivenöl oder Sesamöl
– Abends gedämpftes Gemüse, Gemüsesuppe (ohne Reis) 
– Getränke: warmes Wasser, Grüntee (kühlt), Brennnessel-Tee, Löwenzahn-Tee, Maisbart-Tee, Maulbeerblätter-Tee

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Für Anfänger ist der „kleine Kreislauf“ eine Herausforderung – und doch lohnt es sich! Warum? Er ist ein kleiner „Tausendsassa“!

  • Der kleine Kreislauf ist grundsätzlich „stilles QiGong“ – und als solches auch ein fließender Übergang vom QiGong hin zur Meditation.
    Er verbindet damit die ganze Bandbreite des QiGong und die Vielseitigkeit der Übungsmöglichkeiten. Und er ist ein sehr guter Indikator für die Qualität und den Fortschritt, an ihm lässt sich meistens deutlich ablesen, wie intensiv und wie lange jemand schon übt. Er verändert sich nicht nur innerhalb einer Übungs-Einheit (von idealerweise 15-30 Wiederholungen) bereits spürbar in der Qualität – er verändert sich im Laufe der Monate und sogar noch über Jahre kontinuierlich. Kaum eine andere Übung macht Qualität und Veränderung so deutlich spürbar.
  • Wie generell beim QiGong ist man völlig unabhängig von jeglichem Zubehör, Ausrüstung, Setting oder Zeitaufwand, da man einfach überall üben kann – und schon mit 5-10 Minuten Zeit merklich davon profitiert! Man kann ihn jederzeit üben, als „Mini-QiGong-Pause“, um sich zu „reseten“, Herz und Atmung (innerhalb von wenigen Minuten) zu beruhigen, zu entspannen und im wahrsten Sinne des Wortes zu zentrieren (auch von der körperlichen Mitte zur geistigen).
  • Damit ist es eine perfekte Vorbereitung zur Meditation!
  • Die Kombination aus Fokussierung und Zentrierung auf die körperliche Mittelachse, tiefer Atmung und fließender Übung gibt einem nicht nur Entspannung (sowohl geistiger als auch des Rückens!) zurück, sondern auch Beweglichkeit und Elastizität. Die Wechselwirkung zwischen geistiger und körperlicher Anspannung ist längst kein Geheimnis mehr, daher macht es Sinn, gerade Rückenschmerzen eben nicht nur durch Gymnastik und Muskeltraining zu begegnen.
  • Prinzipiell gilt im QiGong: Probieren geht über Studieren – es ist wesentlich effektiver, QiGong körperlich durch Übung im wahrsten Sinne zu „begreifen“ – nicht desto trotz ist es für uns „verkopfte Wessis“ durchaus hilfreich zu verstehen, was genau passiert: Siehe Der „kleine himmlische Kreislauf“ (Xiao Zhoutian) – Dennoch: Auch wenn der kleine Kreislauf sicherlich nicht des Anfängers bester Freund sein wird (und das geht vermutlich jedem so!), so lohnt sich doch, ihm einen Vertrauensbonus zu schenken und ihn zu üben, der Lohn folgt verglichen mit anderen QiGong-Übungen zwar etwas später, aber er kommt! Da hilft tatsächlich die typisch „chinesische Didaktik“: Einfach mal dran bleiben und geduldig üben, ganz ohne Fragen und Nachdenken – bis einem „das Licht aufgeht“…