Unser Qi Hai Blog

 


Unsere Großeltern wussten noch, dass Kohl nicht nur ein beliebtes und sehr gesundes Wintergemüse ist, sondern dass er auch äußerlich angewendet Gutes tut, zB. bei Gelenkschmerzen. Wer unter Gelenkschmerzen leidet, bedingt durch Arthrose oder Rheuma, dem wird der Wickel als altes Hausmittel nicht unbekannt sein. Es gibt dazu eine ganze Reihe von Rezepten und Wirkstoffen, die hierbei zur Anwendung kommen. 

Allerdings sollte man neben der entzündungs- bzw. schmerzlindernden auch deren thermische Wirkung beachten. Gelenkschmerzen haben eine „böse“ Saison: Der Winter. Die allermeisten Betroffenen kennen das. Wenn sich aber Gelenkschmerzen im Winter tendenziell verschlimmern bzw. überhaupt äußern und im übrigen die Betroffenen durchaus nicht das intuitive Bedürfnis nach Kälte haben, dann macht es sicherlich auch keinen Sinn zu kühlen! Denn: Kälte stellt die Gefäße eng und behindert damit die Durchblutung, und damit steht sie der Heilungskraft des Körpers (die ja u.a. auf die Durchblutung basiert) im Weg. Eine Entzündungsreaktion (deren 5 Zeichen: Rötung, Wärme, Schwellung, Schmerz und Funktionsstörung) ist ja letztlich Zeichen des körpereigenen Abwehrkampfes. Wo der Körper mehr Blut hinschickt, da will er kämpfen bzw. heilen, und da wird es notfalls auch rot, dick, warm und schmerzhaft… Will man den Körper bei seiner Selbstheilung unterstützen, sollte man die Durchblutung nicht behindern, sondern unterstützen – viele entzündungshemmende Wirkstoffe tun das auch!

Aus der Sicht der TCM sind die allermeisten Gelenkschmerzen auf das sog. „Bi-Syndrom“ zurückzuführen. Schmerz bedeutet Qi- und/oder Blutstagnation. Das Bi-Syndrom entsteht durch einen Mangel an Qi und Blut, durch den Wind und Kälte in den Körper eindringen kann. Kälte/Kühlung ist also hier absolut kontraindiziert! Es würde den Schwächezustand noch verschlimmern. Vor diesem Hintergrund ist auch der häufig empfohlene Quarkwickel eigentlich keine gute Idee, da er kühlt. (Quark und Joghurt sind eher bei Hitze-Geschehen indiziert, also zB zur Linderung von Sonnenbrand, Verbrennung oder hitzebedingten Hautausschlägen). Sinnvoll bei Gelenkschmerzen sind schmerzstillende und entzündungslindernde, aber durchblutungsfördernde Wickel – und da kommt der Kohl ins Spiel: Kohl enthält Flavanoide und Senfglycoside, und diese wirken entzündungslindernd und durchblutungsfördernd. 

Die Carstens-Stiftung hat eine Studie der Kliniken-Essen-Mitte gefördert, die die Wirkung von Kohlwickeln bei Knie-Arthrose untersucht hat. Patienten mit Kniearthrose im Stadium II-III wurden in drei Gruppen geteilt und vier Wochen lang täglich entweder mit Kohlwickeln, einem Diclofenac-Gel bzw. ihrer bisherigen Routine-Therapie behandelt. Nach vier Wochen stellten die Wissenschaftler fest, dass sich die Schmerzintensität im Vergleich zur Routinebehandlung deutlich reduziert hatte. Auch die Beweglichkeit des Kniegelenks und die Lebensqualität verbesserte sich. Der schmerzlindernde Effekt des Kohls erwies sich als dem Schmerzgel gleichwertig (kommt aber immerhin ohne Nebenwirkungen aus!). Auch bei der 2. Untersuchung nach 12 Wochen war noch immer eine Verbesserung der Lebensqualität festzustellen. (s. auch: Lauche et all, Efficacy of cabbage leaf wraps in treating symptomatic osteoarthritis of the knee – a randomized controlled trial, The Clinical Journal of Pain, 11/2016, 961 ff.)

Anwendung: Aus den frischen, grünen Kohlblättern (am besten Wirsing, alternativ Weißkohl), den mittleren Strunk rausschneiden, um Druckstellen zu vermeiden, auf Frischhaltefolie auslegen und mit einer Glasflasche walzen, bis der Saft austritt (ein Nudelholz nimmt den Saft auf), die Blätter wie Dachziegel um das Knie legen und mit der Folie umwickeln (damit der Saft nicht vom Wickel aufgesogen wird), darüber eine Mullbinde wickeln und das Ganze (falls vorhanden mit einer elastischen Binde) fixieren. Am besten über Nacht einwirken lassen und mehrere Tage wiederholen. Gute Besserung!

Wenn der Herbst zu uns kommt, bringt er Wind und Kälte mit und damit u.U. die erste Erkältung – und das Weihnachtsgebäck… Im Zeitalter von „Superfoods“ und dem Hype um Nahrungsmittel und Ernährungsberatung schleichen sich aber leider immer wieder Halbwahrheiten ein, die sich rasend verbreiten und hartnäckig halten – eine davon betrifft ein beliebtes Gewürz, das aus unseren Küchen kaum noch wegzudenken ist und bei uns eigentlich zu den Weihnachtsgewürzen gehört: Den Ingwer.

Zunächst mal: Es hat einen Grund, dass Ingwer (neben Zimt, Kardamon, Nelken, Orangenschalen usw.) zu unseren Weihnachts- und Plätzchen-Gewürzen gehört. Denn all diese Gewürze wärmen! Und gehören daher jahreszeitlich zu Herbst und Winter. Und wie das oft so ist: Ihre Wirkung zeigt sich nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern bekanntermaßen auch psychisch, nämlich „stimmungsaufhellend“ – also passend für die „dunkle Jahreszeit“. Wer fühlt sich (beim Anblick des Sauwetters da draußen) vom Duft nach Weihnachtsplätzchen nicht getröstet?
Es macht also Sinn, sich – gern auch über den Umweg der TCM und der Wandlungsphasen oder der „Ernährung nach den 5 Elementen“ – wieder auf das Leben nach den Jahreszeiten zu besinnen. Sowohl hinsichtlich des Lebenswandels (schließlich muss es nach dem Sommer, der Aktivität, der „Outdoor-Zeit“, auch eine Zeit des Rückzugs, der Ruhe und der Regeneration geben) als auch durch eine (einheimische!) saisonale Ernährung, und dazu gehören im Herbst und Winter z.B. alle Wurzelgemüse, alle Kohlsorten, Kürbis, Äpfel u. Birnen, Nüsse, Trockenfrüchte… All das war vor noch 100 Jahren oder zu Zeiten unserer Großeltern eine Selbstverständlichkeit – wir entdecken diese Weisheit erst viel später wieder – aber eher weil wir uns fragen, ob es wirklich vertretbar ist, eine Erdbeere mitten im Winter quer über den Erdball zu fliegen…
Zurück zum Herbst und Winter: In der kühlen Jahreszeit steigt das Risiko für die erste Erkältung: Kälte dringt in den Körper ein und tangiert die Lungenfunktion (die maßgeblich für das „Wei-Qi“, das „Abwehr-Qi“ unserer Haut verantwortlich ist). Hier ist Ingwer oder Zimt angesagt, um durch kurzfristiges Anwärmen und Schwitzen die Körper-Oberfläche von Wind und Kälte zu befreien, die Erkältung also direkt am Anfang und an der Oberfläche wieder „rauszuwerfen“ aus unserem Körper. Wer also kalte Hände und Füße hat oder erste Erkältungssymptome wie Halsweh, Niesen, Kopfschmerzen o.ä., der kann in diesem Frühstadium eine Erkältung mit Ingwertee wirksam abwehren.
Der scharfe Geschmack gehört zum Element Metall, damit zum Herbst und zur Lunge. Er erhöht die Atmung und reizt die (Nasen-)Schleimhäute. Zudem haben die ätherischen Öle von Ingwer und auch Zimt durchblutungsfördernde, antivirale und antibakterielle Wirkung.
In der TCM wird noch einmal bewusst zwischen frischem und getrocknetem/gemahlenem Ingwer unterschieden: Sheng Jiang (Zingiberis rhizoma recens) ist der frische Ingwer.

„Temperatur“ nach TCM: warm, Geschmack: scharf
Funktionskreise: Lunge (auch Abwehrkraft) , Milz/Magen (Verdauung), Herz

Er ist wärmend, kräftigend und entgiftend.

Indikationen:
Ingwer wirkt wärmend, schweißtreibend, krampflösend, antiseptisch, durchblutungs- und verdauungsfördernd:
* Zum Erwärmen bei beginnender (!) Erkältung (Wind-Kälte), für eine frühe Abwehr,
* zur Stimulation des Atems und des Herzens,
* bei Übelkeit, Erbrechen (auch bei Reiseübelkeit/Seekrankheit, Schwangerschaftsübelkeit, in der Onkologie (Patienten, die durch die Übelkeit während einer Chemotherapie und dadurch mangelnde Ernährung noch zusätzlich geschwächt werden! Hier hilft Ingwer mindestens so gut wie übliche Antiemetika, jedoch ohne Nebenwirkungen). Oft reicht es schon, sich eine Scheibe frischen Ingwer nur auf die Zunge zu legen, um den Magen zu beruhigen,
* zur Erwärmung und Anregung der Verdauung im Magen,
* aber auch bei Magen-Darm-Infekten (ua. durch seine antibakterielle/antivirale Wirkung),
* sowie äußerlich (als Wickel oder noch besser als Bad) angewendet wirkt Ingwer entzündungshemmend und schmerzlindernd insbesondere bei Arthritis, rheumatischen Erkrankungen, u.a.!
Außerdem hemmt er die Thrombozytenaggregation und ist damit auch „blutverdünnend“.

Kontraindikationen:
Durch seine wärmende Wirkung sollte Ingwer nicht bei Hitze-Zuständen oder Yin-Mangel verwendet werden!
Bei fortgeschrittener Erkältung mit Fieber, Hitze, Durst und Röte ist Ingwer bereits absolut kontraindiziert – es wäre als würde man Öl ins Feuer gießen.
Ebenso bei Hitzezeichen wie starkes Schwitzen/Nachtschweiß, brennende Schmerzen im Oberbauch, Reflux/Magensäure, Gastritis (Magenschleimhautentzündung), Verlangen nach kalten Getränken, Unruhe und Schlafstörungen oder Hitzezeichen/Ausschlägen/Rötung auf der Haut.
Zudem ist Ingwer leicht blutdrucksteigernd!
In der Schwangerschaft ist besondere Vorsicht geboten: Einerseits hilft frischer Ingwer in Maßen gegen die Übelkeit in der Frühschwangerschaft – andererseits wirkt Ingwer u.U. wehenfördernd.

Die getrocknete Ingwerwurzel – Gan Jiang (Zingiberis rhizoma) wird in der TCM noch einmal getrennt betrachtet. Hier wirkt er stärker und noch konzentrierter (u. stärker wärmend) als frischer Ingwer – und sollte daher mit Vorsicht verwendet werden.

Mittlerweile hat man herausgefunden, dass Ingwer auch erhöhte Blutzuckerwerte regulieren – und damit in der Diabetes-Therapie Anwendung finden kann . Dabei können Ingwer-Extrakte die Aufnahme von Glukose in die Muskeln auch unabhängig von einer Insulingabe unterstützen. Da bei Diabetes Typ 2 die Glukoseaufnahmefähigkeit der Muskulatur aufgrund einer gestörten Insulin- Signalübertragung reduziert ist, lässt sich hier mit Ingwer offenbar die Aufnahme von Glukose vom Blut in die Muskeln fördern und der Blutzuckerspielgel reduzieren. (Klinische Studien hierzu stehen aber noch aus.)

Übrigens: Pfefferminz und Zitrone wirken kühlend! Zitronensaft ist also bei einer nahenden Erkältung aus Sicht der TCM völlig kontraindiziert!
Und wie immer gilt auch hier: Vorsicht und Balance. Die Dosis macht das Gift.

Für diejenigen unter Euch, die a) gerade gern Mandarinen essen, b) gern Tee trinken und c) Anzeichen von Verdauungsschwäche, Feuchtigkeit und Schleim zeigen… – so einfach kann man sich gerade seine Heilkräuter selbst herstellen: 
Bio-Mandarinen kaufen, vor dem Verzehr waschen, Schalen ausgebreitet gut trocknen lassen und in einer Keks- oder großen Tee-Dose trocken und dunkel lagern.

-> Chen pi – die reife Mandarinenschale (Citrus reticulata pericarpium): 
In China werden sie als Gewürz oder Heilpflanze für Suppen und Eintöpfe, Desserts und Tees verwendet.

Eigenschaften:
Thermik: warm
Geschmack: scharf, bitter, aromatisch
Organbezug: Lunge, Leber, Milz & Magen
Sie reguliert das Qi, tonisiert die Milz, unterstützt die Verdauung und
sie trocknet Feuchtigkeit und klärt übermäßigen Schleim

Kontraindikationen:
bei trockenem Husten und Qi- oder Yin – Mangel
krampfartigen Bauchschmerzen, Hitze oder Trockenheit.

*Getrocknete Schalen sind grundsätzlich stärker in der Wirkung als frische!