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Am 6. Oktober 2025  ist Mondfest oder „Mittherbst“-Fest. Es ist in China der zweitgrößte Feiertag nach dem chinesischen Neujahr.

Das Mondfest wird am 15. Tag des achten Monats im traditionellen chinesischen Mondkalender gefeiert. Früher opferten die Kaiser im Frühling der Sonne und im Herbst dem Mond. Was vor 3000 Jahren als religiöses Ritual begann, um für eine reiche Ernte zu beten, ist jetzt nach dem chinesischen Neujahr die zweitwichtigste Familienfeier in China.

Jedes Jahr kommen die Menschen aus aller Welt nach Hause, um ihre Familie zu treffen und mit ihnen zu Abend essen. Meistens ist die Familienfeier mit einem Ausflug verbunden. Und abends wird gemeinsam der Vollmond betrachtet. Daneben gibt es in vielen Regionen öffentliche Feierlichkeiten mit Laternenschmuck und Drachentänzen.

Das Mondfest ist der zweitgrößte Feiertag nach dem Neujahr - Gebäck

Ein beliebtes Mitbringsel ist der zu diesem Anlass gebackene Mondkuchen. Dessen Füllung besteht (regional unterschiedlich) aus Lotussamen-Paste, süßer Bohnen-Paste, Nüssen, einem Eigelb oder Jujuben-Paste. Aber es gibt aber auch salzige Varianten z.B. mit Schweinefleisch, Schinken oder Meeresfrüchten.

Der Vollmond symbolisiert in der chinesischen Kultur den Frieden und Wohlstand der Familie, seine runde Form steht für „Ganzheit“ und Zusammengehörigkeit.

Ein solches Fest verbindet viele Aspekte, die wir auch bei uns wieder mehr in den Fokus stellen können. Denn ein ganz ähnlicher Anlass ist bei uns das Erntedankfest, das wir am ersten Sonntag im Oktober feiern. Dieses Jahr also am 5. Oktober. Und es ist kein exklusives Privileg des Daoismus oder Yangsheng-Gedanken, dass wir Dankbarkeit und Achtsamkeit üben sollten, wenn wir Zufriedenheit und Glück finden wollen. Auch die Wertschätzung von Familie und sozialem Umfeld macht eine gesunde Lebenseinstellung aus. Und den Herbst für das Ernten, Sammeln und Innehalten zu nutzen ist wohl unabhängig von Habitat, Kultur oder Religion eine Gemeinsamkeit, die uns mit der Natur verbindet. Wir leben schließlich auf der ganzen Welt in derselben Natur.

Die wenigsten von uns sind durchgehend entspannt, elastisch und beweglich, körperlich wie geistig.
Aber wenn man das sein will, kommt man eigentlich nicht daran vorbei, die Anspannung aus den Muskeln wieder loszuwerden, die zwangsläufig im Alltag, durch Stress und geistige Anspannung immer wieder entsteht. Das kann man zum einen natürlich mit regelmäßigen Massagen erreichen – und das ist auch völlig legitim! Nachhaltig und alltagstauglich ist es aber, täglich ein paar Minuten für die Entspannung zu investieren und sie zu dehnen. Wenn man sich (im wahrsten Sinne) drei Minuten Zeit nimmt, ist das ziemlich effektiv.

Erst die Arbeit – dann das Chillen

Erstmal vorweg: Das Dehnen gehört ans Ende eines Workouts – und im Tagesablauf ans Ende des Tages zur Entspannung.

Warum? Weil es keinen Sinn macht, wenn ich dem Muskel erst beibringe, loszulassen, um ihn danach beim Workout wieder in die Anspannung zu zwingen. Nach dem Workout aber macht es Sinn, da hat der Muskel ja gearbeitet, danach ist Entspannung angesagt – also Dehnung.


Vor dem Workout ist übrigens Mobility-Training angesagt!
Da sollte man die Gelenke alle durchbewegen und öffnen, damit man im Workout nicht gegen seine eigene Unbeweglichkeit ankämpfen muss. Also geht man mit Mobilisations-Übungen quasi wie mit einem Ölkännchen durch alle Gelenke und verhindert so das „quietschen“ in der Bewegung. So jedenfalls wird meistens in den asiatischen Kampfsportarten trainiert.

Der Trend „assisted streching“ greift einen Aspekt auf, der beim Dehnen wichtig ist: Passivität!

Dehnung ist ja die Verlängerung vom Muskel, also das Gegenteil von Anspannung. Ein angespannter Bizeps ist kurz und dick, ein entspannter Bizeps ist lang und dünn. Von der Logik her sollte also Dehnung etwas Passives sein, nicht aktiv wie die Anspannung. Deshalb bitte kein aktives Gezerre am Muskel, sondern dehnen ohne zu ziehen, am besten durch Schwerkraft, also dem eigenen Körpergewicht. Und immer nur ca. 80 % von dem, was geht, wenn ich ziehen würde. Und dann warten!

Gib Deinen Muskeln ganze 3 Minuten!

Und damit sind wir neben dem Passiven schon beim zweiten Tipp: Zeit!

Gib dem Muskel 3 volle Minuten Zeit. In den ersten 30 bis 60 Sek. passiert nämlich so gut wie nichts! Erst nach ca. 2 1/2 Minuten, ganz zum Ende, da merkst Du deutlich, dass der Muskel endlich versteht, was Du von ihm willst, und nachgibt. Und erst dann verlängert er sich, das wirst Du spüren! Deshalb: Grundsätzlich immer 3 Minuten halten und warten – das Warten lohnt sich! Du bekommst gefühlt 1-2 cm geschenkt!

Fokussiere auf Deine Atmung

Und noch ein Tipp: Stoppe beim ersten Mal die 3 Minuten mit einer Uhr und zähle dabei Deine Atemzüge, wie oft Du in der Zeit ein- und ausatmest, das werden vermutlich so ca. 24-30 Atemzüge sein. Beim nächsten Mal brauchst Du dann keine Uhr mehr, sondern zählst nur noch Deine Atemzüge. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass Du auf Deine (tiefe und gleichmäßige) Atmung fokussiert bist, was per se schon zur Entspannung beiträgt.

In Balance zu sein heißt: Seitenvergleich und Ausgleich

Das ist ohnehin eine der großen Maximen der TCM und auch der Bewegungskünste: Ausgleich, Gleichgewicht.

Beim Dehnen kommt es auf Körperwahrnehmung an: Du vergleichst die Seiten und gleichst aus. Und das ist der 3. Tipp: Fange immer mit der guten Seite an, also da wo Du weiter kommst, denn wenn Du danach die böse Seite dehnst, hast Du ein Ziel, da willst Du mit der anderen Seite auch hin, denn das Ziel ist ja Deine Symmetrie.
Also: erst die gute Seite, dann in den Unterschied reinfühlen und vergleichen, dann schlechte Seite – und der kannst Du am Ende, wenn Du noch nicht so weit kommst, vielleicht noch ein paar Atemzüge länger Zeit geben. Und am Ende wieder reinfühlen in den Unterschied.Den vom Seitenvergleich und den von vorher-nachher, denn ich bin mir sehr sicher, Du wirst erstaunt sein, wie anders sich der Muskel nach 3 Min. Dehnung anfühlt. Und es wird mit jedem Mal dann auch ein bisschen besser!

Mit dieser Vorgehensweise kannst Du jede Dehnungsübung effektiver machen, die Du kennst:
1. Passiv dehnen, 2. drei Minunten warten, 3. reinfühlen und Seitenvergleich.
So intensivierst Du auch Deine eigene Körperwahrnehmung.
Man könnte also sagen, es ist eine kleine Achtsamkeitsübung für den Abend. – Und: Du brauchst dafür kein 1-1-Coaching (also keinen „Assistenten“), denn Du fühlst selbst am besten, wie weit Du passiv und mit der Schwerkraft gehen kannst – und wann der Muskel wirklich nachgibt.

Hier das Short auf YouTube dazu

Natürlich kannst Du zusätzlich zu Deinem täglichen 10 Min. Stretching auch öfter mal zur Massage gehen, das ist auch passiv – und definitiv auch völlig legitime Selbstfürsorge! 🙂 
Die Tuina-Massage ist nicht umsonst ein selbstverständlicher Teil der Prävention in der TCM, nicht nur Therapie-Methode. 

Wie die TCM zum Thema Sport steht, kannst Du übrigens hier lesen. 

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Kräutertherapie, Dekokte und Granulate

Die chinesische Kräutertherapie ist sicherlich die umfangreichste Therapieform der TCM, mit einer großen Fülle von Rezepten für Dekokte und Granulate. Für deren Einsatz braucht es eigentlich eine ganz eigene Ausbildung und zudem eine verlässliche und hochwertige Bezugsquelle.
Daneben halte ich es persönlich für durchaus legitim, bei der Phytotherapie auch europäische Kräuter oder auch die Ayurveda (das indische Pendant zur TCM) in analoger Form mit einzubeziehen. Insbesondere weil es therapeutisch Sinn macht, mühelos umsetzbar ist und Erfolg verspricht. Die ursprünglich aus der südamerikanischen Phytotherapie stammende Passionsblume (Passiflora incarnata)  setze ich schon seit einiger Zeit sehr häufig und erfolgreich als Unterstützung ein, wenn es um Unruhe und/oder Durchschlafstörungen, auch in Verbindung mit hohem Puls/Herzrasen und Palpitationen geht. 

Passiflora incarnata

Die Passiflora incarnata ist eine immergrüne, ausdauernde Kletterpflanze, die sich mit ihren spiraligen Trieben festhält und leicht 6-8 m Länge erreichen kann. Ihre Blätter sind dreifingrig eingekerbt, die Blüten in grün, gelb, blau und Purpur-Tönen sehen aus wie wunderbare lebenden Mandalas. Sie stammt ursprünglich aus Brasilien (ist aber heute deutlich verbreiteter und wird in großem Maße angebaut) und wurde schon von indigenen Urvölkern verwendet. 

Die Blätter der Passiflora incarnata  werden in der Phytotherapie gegen nervöse Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit oder Angstzustände, Durchschlafstörungen, Herzrasen und Palpitationen und nervöse Magen-, Darmbeschwerden und depressiven Verstimmungen eingesetzt.

Man kann sie als Tee trinken (frisch oder getrocknet, auch in Bio-Qualität). Es gibt sie aber auch in Tabletten-Form, oft in Kombinationen z.B. mit Hopfen, Melisse oder Baldrian. Es gibt Passiflora aber auch als Monopräparat (was ich persönlich sinnvoller finde)  oder Tinktur, und sogar auch als Spray). Letztere Variante hat den Vorteil, dass sie über die Mundschleimhaut und damit schneller aufgenommen werden kann. Der Vorteil: Man kann die Passiflora in Tabletten-Form eine Zeitlang (empfehlenswert sind 6 bis maximal 12 Wochen) durchgehend z.B. abends als Durchschlaf-Hilfe nehmen, aber das Spray auch sehr gut tagsüber als Bedarfsmedikation, wenn man in Unruhe gerät und akut schnellere Hilfe braucht. Beiden Möglichkeiten nutzen zu können, finde ich sehr hilfreich und lebensnah.

Beruhigung ohne Dämpfung

Was ich besonders an der Passiflora schätze ich die Tatsache, dass sie zwar beruhigend, aber nicht dämpfend oder einschläfernd wirkt. Daher ist sie auch tagsüber gut einzusetzen, wenn wir zwar ruhig und gelöst, aber doch konzentriert und wach sein wollen, ohne Müdigkeit oder Überhang.
In der Nacht trägt sie dazu bei, dass man auch eher durchschlafen kann, weil man in den leichten Schlafphasen nicht sofort durch die grundlegende Unruhe aus dem Schlaf gerissen wird. Es ist also – im Gegensatz zu Hopfen oder Melatonin – kein Einschlaf – sondern ein Durchschlaf-Mittel. 

Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen“ an der Universität Würzburg wählte Passiflora incarnata wegen ihres Wirkungsprofils und der langen Nutzungsgeschichte zur Arzneipflanze des Jahres 2011.

Die Deutsche Apotheker-Zeitung hat der Passiflora vor ca. 10 Jahren ein recht ausführliches und lesenswertes Pflanzenportrait gewidmet  (DAZ 2013, Nr. 50, S. 86, 12.12.2013), indem die Nutzungsgeschichte, Indikationen und Dosierung sowie die Wirkung kompakt dargestellt werden.

Wirkung auf Herz & Leber

In der TCM wird die Wirkung der Passiflora als neutral bis kühl beschrieben und der Organbezug hauptsächlich zu Herz und Leber gesehen.
Sie wirkt inneren Wind besänftigend, z. B. bei Krämpfen, Zittern, nervöser Unruhe und sie beruhigt Herz und Shen (Geist, der im Herzen wohnt).  So hilft sie auch bei Herzrasen, hohem Puls, Palpitationen, Unruhe, Nervosität, Anspannung, Überreizung, (Durch-)Schlafstörungen, Angst, psychosomatischen Störungen und Depression. 

In Bezug auf die Leber wirkt Passiflora Yang-absenkend, mildert daher Druck, Stress, Reizbarkeit und Wut, aber auch Resignation und fördert damit auch die „geistige Entgiftung“. 

 

„An Zorn festhalten ist wie Gift trinken
und erwarten, dass der andere dadurch stirbt.“ – Buddha

 

Passiflora hilft, das randalierende Leber-Yang zu besänftigen. Sie ermöglicht so auch Erneuerung und neues Wachstum – mit einem ruhigen Herzen …

In der Ruhe liegt die Kraft!

Gerade wenn es darum geht, einen dauerhaft angespannten und damit belastenden Zustand aufzulösen, nervöse Unruhe und Angstzustände zur Ruhe zu bringen, Schlaf und Erholung zu ermöglichen und damit auch einer fortschreitenden Erschöpfung entgegenzuwirken, ist die Passiflora meiner Meinung nach eine große Unterstützung. 

 

Orangenblütenwasser entsteht bei der Destillation von Orangen- bzw. Pomeranzenblüten zu Neroliöl als Nebenprodukt und wird nicht nur äußerlich in der Kosmetik verwendet, sondern auch z.B. in Marokko und Spanien zum Süßen von Gebäck und Desserts.  Orangenblütenwasser schmeckt ganz zart blumig und gibt eine besondere feine und süße Note. Das zum Verzehr geeignete Orangenblütenwasser findet sich im Handel meistens bei den Zutaten für Gebäck und Süßspeisen. Es lässt sich aber zudem wunderbar auch zum Aromatisieren von Getränken wie Zitronenlimonade, Sekt und Cocktails, Tee und Infusionen verwenden.
Ich würde beim Einkauf darauf achten, dass es sich dabei um Bio-Qualität handelt. Probieren Sie mal einen Schuss Orangenblütenwasser im Pfannkuchenteig, in Muffins (die erinnern dann an die spanischen Magdalenas!), in Quarkspeisen (und da gern in Kombination mit geriebenen Orangenschalen und Minze), zum Verfeinern von Pannacotta oder auch als besonders feines Gewürz in Marmeladen. Orangenblütenwasser hat ähnlich wie das Neroliöl eine stimmungsaufhellende, beruhigende und entspannende Wirkung auf die Psyche. Es hilft daher erwiesenermaßen bei Schlafstörungen, Unruhe  (vor Prüfungen, Operationen und Vorstellungsgesprächen) und allgemein bei Erschöpfung und Stress!

Diese ausgleichende Wirkung hat Orangenblütenwasser aber auch auf die Haut: Es beruhigt gerötete und gereizte Haut, verfeinert die Poren, spendet Feuchtigkeit und erfrischt, insbesondere auch bei Hitze und auch nach dem Sonnenbad. Probieren Sie es auch mal als Badezusatz, als Zusatz zu Ihrer üblichen Bodylotion oder mit einem entspannenden Massageöl. Was ich bei sommerlichen Temperaturen toll finde: Orangenblütenwasser in eine Sprühflasche füllen und zu Hause aus dem Kühlschrank zur Erfrischung für Handgelenke, Füße und Dekolleté verwenden.  Oder als „Erfrischung to go“ in der Handtasche für unterwegs …
By the way: Das Gleiche gilt übrigens – mit etwas anderer Wirkung – auch für Rosenwasser.
Auch immer wieder schön im Sommer: Cold brew in den unterschiedlichsten Variationen.

Natürlich ist Sport grundsätzlich gesund und wichtig – und in der heutigen Zeit kommt er in vielen Fällen tatsächlich zu kurz. Schaut man mit den Augen der TCM, so gibt es allerdings auch „Kontras“, die insbesondere mit den Extremen zu tun haben – die in den Augen der TCM ohnehin eher schädlich sind – und mit dem Gespür für den eigenen Zustand.

Aber zunächst die „Pros“:
Sport bringt nicht nur auf körperlicher Ebene die naheliegenden Effekte wie Herz-Kreislauf-Fitness, Beweglichkeit, Muskelkraft und einen gesunden Stoffwechsel. 

Bewegung bringt auch stagniertes Leber-Qi wieder in „Flow“

Damit wird schon klar, wer am meisten davon profitiert bzw. wer die Bewegung am meisten braucht.
Wer die Diagnose „Leber-Qi-Stagnation“ schon mal gehört oder sogar erhalten hat, der kennt auch den psychosomatischen Zusammenhang: Die Leber ist laut der TCM u.a. „zuständig“ für Kreativität, Entfaltung, Wachstum und Ehrgeiz. Womit messerscharf zu schließen ist auf die Persönlichkeiten, die dafür ganz besonders anfällig sind: Künstler und alle kreativen Menschen, Sportler, Karrieremenschen … und Kinder.

Aber was bei Kindern in der Pädagogik schon ewig ein „alter Hut“ ist, nämlich dass man Kinder in Ihrer Kreativität, Entfaltung, Neugier, Bewegungsdrang und (gesundem) sportlichen Ehrgeiz nicht unterdrücken darf (weil man sonst in kurzer Zeit ein kleines „Rumpelstilzchen“ heranzieht), sollte eigentlich selbstverständlich auch für uns Erwachsene gelten! Denn Erwachsene haben zwar gelernt, ihre Emotionen, insbesondere Frust, Unterdrückung und Wut zu kontrollieren – aber auf Dauer und unkompensiert ist dies genauso wie bei Kindern auch für Erwachsene eine zutiefst gesundheitsschädliche Lebensführung!
Das stagnierende Leber-Qi zeigt sich psychisch in nachlassender Kreativität, Launenhaftigkeit, Frustration, Wut/Zorn, Depression, geistiger Anspannung und Unterdrückung, aber auch körperlich in zum Teil massiven Verspannungen, vornehmlich im Nackenbereich, oft verbunden mit Zähneknirschen oder -pressen, Kopfschmerzen bis hin zu Migräne, alles Symptome, die vielen Menschen heute nur allzu bekannt sind.

Der Funktionskreis der Leber herrscht über Bänder und Sehnen, die bei dauerhafter Anspannung oft verkürzt u./o. verhärtet sind und die Beweglichkeit einschränken – daher macht es gerade dann Sinn, bei der Bewegung vorwiegend auch auf Dehnungsübungen zu achten! Denn Dehnung (Yin) ist das Gegenteil von Anspannung (Yang). Wer also nachhaltig und präventiv Anspannung abbauen und vermeiden möchte, der sollte seiner angespannten Muskulatur die Möglichkeit geben, sich langzumachen und zu entspannen. Leider kommt die Dehnung im Sport erfahrungsgemäß immer im wahrsten Sinne des Wortes zu kurz. Dabei ist es nur eine Frage der effektiven Übung. Dazu am Ende noch eine kleine Anleitung*.

Therapie der Wahl bzw. naheliegende Kompensation und Prävention

  • Kreativität ausleben und positiv kanalisieren (z.B. auch durch künstlerische Hobbys wie Musik, Kunst, Tanz u.ä.)
  • Ehrgeiz in positive und produktive Bahnen lenken, sodass auch Erfolgserlebnisse und Motivation möglich sind
  • Qi durch Bewegung/Sport zum Fließen bringen und dadurch „Druck abbauen“ – wer kennt das nicht? Wer ständig seine (negativen) Emotionen unterdrückt, der muss diesem Stau auch ein Ventil geben. Und den allermeisten ist das befreiende und entlastende Gefühl, beim oder nach dem Sport wieder „im Flow“ zu sein, durchaus bekannt. 

Der sportliche „Flow“ bringt ja ganz körperlich nicht nur das Qi, sondern auch das Blut wieder in Fluss. Die gesteigerte Durchblutung von Organen und Gehirn fördert die physiologische Funktionsfähigkeit aller Organe und des Gehirns, das nach Bewegung bekanntlich auch deutlich besser funktioniert. Kreativität, Lösungsorientierung und Konzentrationsvermögen steigen spürbar. Daneben steigert Bewegung nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Beweglichkeit, Flexibilität, Belastbarkeit und nicht zuletzt auch die Abwehrkräfte.

In Pandemie-Zeiten fiel lange Zeit dieser wichtige Ausgleich durch den Sport oft weg.  Das hat natürlich nicht nur körperliche Folgen (Gewicht, Fitness …), sondern bekanntermaßen auch psychische. Die Folgen davon zeigen sich zurzeit überdeutlich.

Sport mit den Augen der TCM - mit Bewegung wieder "im Flow"

Überschüssiges Yang loswerden

Bewegung und Sport ist die wichtigste Form, überschüssiges Yang (Energie) zu verbrennen – schon allein deshalb ist es gerade für Kinder und Jugendliche (die naturgemäß noch besonders viel davon „übrig“ haben) so wichtig, sich sportlich zu verausgaben. Aber eben nicht nur für sie!

Dass dies an der frischen Luft und möglichst „unreglementiert“ noch einmal effektiver und vor allem schöner ist, versteht sich wohl von selbst. Denn auch im Sport und in der Bewegung möchte man schließlich seine Kreativität und seinen Ehrgeiz austoben dürfen, ohne dauernd bevormundet zu werden.
Fehlt diese Möglichkeit, sein Yang auszutoben, äußert sich das überschüssige Yang oft in Unruhe, Hyperaktivität, Schlafstörungen, ungeduldigem, impulsivem und aggressivem Verhalten.

Starke Muskeln – starke Milz

Der Zusammenhang zwischen Muskeln und Stoffwechsel ist sowohl in der Schulmedizin als auch im Sport nichts Neues. Auch in der TCM findet sich diese Verbindung: Der Funktionskreis der Milz ist zuständig für die Muskeln, ihre Kraft zeigt sich auch in der Muskelkraft des Körpers. Regelmäßige und ausdauernde Bewegung ist daher sinnvoll, um diesen Funktionskreis zu stärken. Eine starke Milz ist in der Lage, den Umwandlungsprozess der Nahrung optimal auszuführen. Was wiederum Voraussetzung für ein gesundes Körpergewicht ist.
Bewegung fördert zudem das Yang, was den Körper wärmt und aktiviert und damit den Stoffwechsel und den Grundumsatz ankurbelt.

Aber Achtung: Das Qi und Blut für Bewegung und Sport muss auch vorhanden sein! 
Mangelzustände sind daher eine klare Kontraindikation für ausdauernden und anstrengenden Sport.
Unmittelbare Folge sind Krämpfe und Verletzungen von Sehnen und Bändern. Auch Unruhe und Schlafstörungen können auftreten. Und nicht zuletzt kann man sich immer weiter in einen Erschöpfungszustand manövrieren, wenn man seinen Zustand beim Sport missachtet. 

Körperwahrnehmung

Unterscheidungen je nach aktuellem Zustand sind wichtig – also immer wieder die ehrliche Antwort auf die Frage: Geht es mir besser nach Bewegung/Sport?

  • Wenn ja, dann ist es hilfreich, bringt das Qi in den „Flow“, von dem Sportler bekanntermaßen häufig reden, wenn sie sich wohlfühlen in der Bewegung.
  • Wenn nicht – dann sollte man das körperliche Feedback unbedingt ernst nehmen! Wer sich nach Bewegung/Sport schlechter fühlt als vorher, der ist vermutlich bereits in einer Erschöpfung, die der Schonung und Erholung bedarf. Dann ist körperliche Anstrengung tatsächlich kontraindiziert, hier ist im Gegenteil „Qi sparen“ angesagt und „Aufladung“ in Form von Erholung und (gutem) Schlaf sowie hochwertiger und leicht verdaulicher Ernährung.

Denn es gilt, sich seinem Körper angemessen und respektvoll zu bewegen.

Yang- und Yin-Phasen achten

Nicht umsonst ist das „Yin-Yang-Zeichen“ ziemlich gleichmäßig in Yang (weißer Teil, oben) und Yin (schwarzer Teil, unten) unterteilt, die sich gegenseitig bedingen und ineinander übergehen. Bewegung ist Yang und gehört daher im Tages- und Jahres-Ablauf in die aktive Phase, also den Tag und den Sommer. Bewegung und Sport sollten daher idealerweise morgens und im Laufe des Tages bis zum Nachmittag stattfinden. Der späte Nachmittag und Abend und erst recht die Nacht gehört dem Yin, also der Ruhe und Regeneration, dem Schlaf.

Wer die Yin- und Yang-Phasen durcheinanderlaufen lässt, bringt seinen Körper in Unruhe, die sich u.a. auch in Schlafstörungen, Nachtschweiß und Bluthochdruck äußern kann.
Auch der Winter ist Yin und damit eigentlich dazu da, Aktivität herunterzufahren, wieder Kraft zu sammeln und den Nieren-Funktionskreis zu stärken, um im Frühling, wie die Natur auch, mit neuer Kraft wieder „ausschlagen“ zu können. Wer sich im Winter verausgabt, hat im Frühling keine Kraft. Frühjahrsmüdigkeit und Krankheitsanfälligkeit können die Folge sein. Zwar können wir keinen „Winterschlaf“ halten, aber ein moderater „Rückzug“ und der Fokus auf eine insgesamt erholsame und ruhigere Zeit kommt einem Leben im Einklang mit der Natur schon etwas näher.
Es ist, wie sollte es auch anders sein, immer eine Frage der Balance – und die Mitte ist das Ideal, das Ziel (nicht nur) der TCM.

Anleitung zum effektiven Dehnen

Dehnungsübungen gibt es im Netz bereits zuhauf, und unabhängig davon, welche Übung man für sich wählt, wichtig ist jeweils die Dauer der Dehnung.
Dabei die Bewegung immer nur zu 80 % des möglichen Bewegungsradius ausführen (also so, dass man nicht die Luft anhält, sondern entspannt weiter atmen kann).
Und nicht (!) zerren, sondern passiv (= yin) Dehnen durch das eigene Körpergewicht und das Halten der Bewegung bzw. sinken lassen – und zwar für 3 Minuten!

Jede Seite braucht dabei nur eine Wiederholung, aber die Dauer hat es in sich, und erst nach ca. zweieinhalb Minuten setzt eine spürbare Verlängerung ein, sodass man gefühlt noch einmal 1-2 cm „geschenkt“ bekommt. Darauf lohnt sich zu warten! Es empfiehlt sich, einmal für 3 Min. die eigenen Atemzüge zu zählen – und bei den folgenden Dehnungen die Atemzüge zur Zeitmessung zu nutzen und ganz nebenbei durch die achtsame und tiefe Atmung die Entspannung (Yin) noch zu fördern.
Idealerweise findet das Dehnen nach dem Sport statt (also nach der Anspannung) – oder immer am Ende des Tages als Entspannungs-Ritual und Vorbereitung für einen erholsamen Schlaf …