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Die chinesische Kräutertherapie ist sicherlich die umfangreichste Therapieform der TCM mit einer großen Fülle von Rezepten für Dekokte und Granulate, für deren Einsatz man eigentlich eine ganz eigene Ausbildung braucht und zudem (bei uns) eine verlässliche und hochwertige Bezugsquelle benötigt.
Daneben halte ich es persönlich für durchaus legitim, sich bei der Phytotherapie auch auf andere Habitate auszuweiten und  europäische,  amerikanische/südamerikanische Kräuter oder auch die Ayurveda (das indische Pendant zur TCM) flexibel und in analoger Form mit einzubeziehen, wenn es denn therapeutisch Sinn macht, möglichst mühelos umsetzbar ist und Erfolg verspricht.  Die ursprünglich aus der südamerikanischen Phytotherapie stammende Passionsblume (Passiflora incarnata)  setze ich schon seit einiger Zeit sehr  häufig und erfolgreich als Unterstützung ein, wenn es um große nervöse Unruhe und/oder Durchschlafstörungen,  auch in Verbindung mit hohem Puls/Herzrasen und Palpitationen geht. 

Die Passiflora incarnata ist eine immergrüne, ausdauernde Kletterpflanze, die sich mit ihren spiraligen Trieben festhält und leicht 6-8 m Länge erreichen kann, die Blätter sind dreifingrig eingekerbt, die Blüten in grün, gelb, blau und Purpur-Tönen bilden die schönsten lebenden Mandalas, die man sich als Blüte vorstellen kann, werden gern von Insekten aufgesucht und die Passiflora edulis bringt die uns als Maracujá bekannte Frucht hervor, die gern zu Saft und Desserts verarbeitet wird. Sie stammt ursprünglich aus Brasilien (ist aber heute deutlich verbreiteter und wird in großem Maße angebaut) und wurde schon von dortigen (indigenen) Urvölkern verwendet. Der Name Maracujá stammt aus dem Portugiesischen, bzw. aus deren indigenen südamerikanischen Tupi-Sprache.

Die Blätter der Passiflora incarnata  werden in der Phytotherapie gegen nervöse Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit oder Angstzustände,  Durchschlafstörungen, Herzrasen und Palpitatonen und nervöse  Magen-, Darmbeschwerden und depressiven Verstimmungen eingesetzt.

Verwendet werden die Blätter (herba). Man kann sie als Tee trinken (frisch oder getrocknet, auch in Bio-Qualität). Es gibt sie aber auch in Tabletten-Form (gängiger sind die Kombinationen z.B. mit Hopfen, Melisse oder Baldrian, es gibt sie aber auch als Monopräparat)  oder Tinktur (übrigens auch als Spray). Letztere Variante hat den Vorteil, dass sie über die Mundschleimhaut und damit schneller aufgenommen werden kann. Der Vorteil: Man kann die Passiflora in Tablettenform eine Zeitlang (empfehlenswert sind 6 bis maximal 12 Wochen) durchgehend z.B. abends als Durchschlaf-Hilfe nehmen, aber das Spray auch sehr gut tagsüber als Bedarfsmedikation, wenn man in Unruhe gerät und akut schnellere Hilfe braucht. Beiden Möglichkeiten nutzen zu können finde ich sehr hilfreich und lebensnah.

Was ich besonders an der Passiflora schätze ich die Tatsache, dass sie zwar beruhigend, aber nicht dämpfend oder einschläfernd wirkt, daher auch tagsüber gut einzusetzen ist, wenn wir zwar ruhig und gelöst, aber doch konzentriert und wach sein wollen, ohne Müdigkeit oder Überhang.
In der Nacht trägt sie dazu bei, dass man auch eher durchschlafen kann, weil man in den leichten Schlafphasen nicht sofort durch die grundlegende Unruhe aus dem Schlaf gerissen wird. Es ist also – im Gegensatz zu Hopfen oder Melatonin – kein Einschlaf- sondern ein Durchschlaf-Mittel. 
Soweit bisher ersichtlich sind keine Risiken, Nebenwirkungen oder Interaktionen bekannt.

Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen“ an der Universität Würzburg wählte Passiflora incarnata wegen ihres Wirkungsprofils und der langen Nutzungsgeschichte zur Arzneipflanze des Jahres 2011.

Die Deutsche Apotheker-Zeitung hat der Passiflora vor ca. 10 Jahren ein recht ausführliches und lesenswertes Pflanzenportrait gewidmet  (DAZ 2013, Nr. 50, S. 86, 12.12.2013), indem die Nutzungsgeschichte, Indikationen und Dosierung sowie die Wirkung kompakt dargestellt werden.

Kürzlich wurde von der Stiftung Warentest eine Bewertung von Beruhigungsmitteln veröffentlicht, die für die meisten der allgemein bekannten pflanzlichen Beruhigungsmittel überraschend ein vernichtendes Urteil abgibt, das nicht nur der klassischen Phytotherapie und den bisherigen klinischen Erfahrungswerten sondern sicherlich auch den Erfahrungswerten der allermeisten Leser und Anwender widersprechen wird.

Schade ist in diesem Zusammenhang, dass das in den letzten Jahren sich fortlaufend zuspitzende „bashing“ gegen jegliche komplementärmedizinischen Methoden inzwischen leider das Wohl der Patienten völlig aus den Augen verloren hat – denn die würden am meisten davon profitieren, wenn alle sicheren, durch Erfahrungswerte und Studien belegte Therapiemethoden, und damit eben auch die Phytotherapie, zum Wohle der Patienten interdisziplinär und konstruktiv zusammenarbeiten würden. 

Zurück zur TCM:
In der TCM wird die Wirkung der Passiflora als neutral bis kühl beschrieben und der Organbezug hauptsächlich zu Herz und Leber gesehen.
Sie wirkt  inneren Wind besänftigend, zB. bei Krämpfen, Zittern, nervöser Unruhe,  und sie beruhigt  Herz und Shen (Geist, der im Herzen wohnt)  und hilft daher  auch bei Herzrasen, hohem Puls, Palpitationen, Unruhe, Nervosität, Anspannung, Überreizung, (Durch-)Schlafstörungen,  Angst, psychosomatischen Störungen, Suchterkrankungen und Depression. 
In Bezug auf die Leber wirkt Passiflora Yang-absenkend, mildert daher Druck, Stress, Reizbarkeit und Wut, aber auch Resignation und fördert damit auch die „geistige Entgiftung“. 

 

„An Zorn festhalten ist wie Gift trinken
und erwarten, dass der andere dadurch stirbt.“ – Buddha

 

Passiflora hilft das randalierende Leber-Yang zu besänftigen. Sie ermöglicht so auch Erneuerung und neues Wachstum – mit einem ruhigen Herzen…

Gerade wenn es darum geht,  einen dauerhaft angespannten und damit belastenden Zustand aufzulösen, nervöse Unruhe und Angstzustände zur Ruhe zu bringen, Schlaf und Erholung zu ermöglichen und damit auch einer fortschreitenden Erschöpfung entgegenzuwirken, ist die Passiflora meiner Meinung nach eine große Unterstützung. 

In der Ruhe liegt die Kraft!

Als Fan der regionalen und saisonalen Ernährung und der europäischen Phytotherapie freue ich mich immer, wenn ein ganz klassischer und alltäglicher Vertreter der heimischen Kräuter zur Arznei- oder Heilpflanze des Jahres gewählt wird – gerade weil ich es wichtig finde, das zu schätzen, was im wahrsten Sinne des Wortes vor unserer Nase steht. 
Auch das hat schließlich etwas mit Achtsamkeit zu tun.

Dieses Jahr ist ein Klassiker unserer Würz- und Heilkräuter vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde zur Arzneipflanze des Jahres 2023 gewählt worden: Der Salbei!

Der botanische Name des Salbei ist Programm: Salvia officinalis. 
Salvia leitet sich ab von  „salvare“ (retten, erlösen) bzw. „salus“ (Gesundheit, Wohlbefinden), „salvere“ (gesund sein) und „Salutogenese“ (Gesundheit generieren/herstellen, als Präventions-Prinzip bzw. Lebenseinstellung, s. auch den Blog zum „Schwimmen und Angeln“…). Der Wert des Salbei ist also schon in seinem Namen erkennbar, man hätte dieses Pflänzchen kaum so genannt, hätte man seinen Nutzen für die Gesundheit nicht hoch geschätzt!

Unser Küchensalbei ist ein mehrjähriger Halbstrauch, ca. 50 hoch, seine länglichen,  weich behaarten Blätter sind graugrün, aber es gibt ihn auch in sehr zierenden bunten, gesprenkelten Blattfarben. Der echte Salbei (Salvia officinalis) ist zudem winterhart. Die meist violetten Blüten haben die typische Form der Lippenblütler und blühen von Mai bis Juli, manchmal noch bis in den August, und sind, wie so viele andere Küchenkräuter auch, eine hervorragende Bienen-Weide!

Übrigens, ein weiterer Vertreter der Salbei-Familie ist Ihnen vermutlich als beliebtes „Superfood“ bekannt: Die Früchte der mexikanischen Salbeiart „Salvia hispanica“ sind die Chia-Samen! 

So unspektakulär und gewöhnlich uns dieses Küchenkraut erscheint, so selbstverständlich und vielseitig wird Salbei eingesetzt. 
Salbei enthält hohe Anteile an Bitterstoffen und Gerbstoffen, außerdem die ätherischen Öle Thujon, Linalool und Cineol.
Er wirkt schleimlösend, entzündungshemmend, sowohl antibakteriell wie auch antiviral, krampflösend, magenstärkend, schweißhemmend und wundheilend.
Den meisten ist bekannt, dass er entzündungshemmend im Mund- und Rachenraum wirkt und deshalb in vielen Lutschbonbons gegen Halsschmerzen vorkommt sowie in heilenden Mundwassern gegen Zahnfleisch-Entzündungen und Aphten. 
Aber auch die lindernde Wirkung bei übermäßigem Schwitzen ist vielen bekannt. 
Und Salbei lässt sich auch äußerlich bei Entzündungen und Stichen zur Beruhigung der Haut verwenden. 

In der mediterranen Küche ist er ebenso wenig wegzudenken, und den meisten läuft beim Gedanken an „Involtini“ bzw.  „Saltimbocca“ (Schinken-Salbei-Röllchen) oder Pasta mit Salbei-Butter das Wasser im Mund zusammen…

Salbei-Tee mit Honig schmeckt nicht nur als Heißgetränk – auch als Eistee mit Minze im Sommer schmeckt er erfrischend lecker.
Innerlich lindert Salbeitee Magenschmerzen und Krämpfe, aber auch nervöse Anspannung, Stress und Angst.

Schon in der Klostermedizin von Hildegard von Bingen findet sich Salbei, u.a. auch  bei Harnwegserkrankungen und Harndrang, bei Gicht, Magenproblemen, Frauenleiden und nervöser Unruhe.

Der Studienkreis hebt übrigens hervor, dass mittlerweile eine Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase durch verschiedene Salbei-Arten beobachtet wurde. Das könnte für die Behandlung von Alzheimer-Demenz Verwendung finden!
Es ist ziemlich bedauerlich, dass die entsprechende Forschung mangels öffentlicher Förderung in Europa kaum durchführbar zu sein scheint. Ich gebe dennoch die Hoffnung nicht auf, dass künftig doch mehr Interesse und Geld für diese Forschung in Europa eingesetzt wird. 

In der TCM wird Salbei dem Element Feuer zugeordnet. Er wird bei Wind-Hitze oder Kälte (Erkältungskrankheiten) eingesetzt, aber auch bei Hitze, Schwitzen und Unruhe durch Yin-Mangel, wie es ua. in den Wechseljahren der Fall ist.

Was ich an der TCM u.a. schätze ist, dass in der Ernährung wesentlich mehr die Wirkung der Nahrungsmittel geschätzt und gezielt eingesetzt werden, so dass die Entscheidung, was man isst und wann, neben der Saison und Verfügbarkeit und den eigenen Vorlieben auch noch die Gesundheit (und die Wahrnehmung des eigenen Zustands und der momentanen Bedürfnisse) im Visier hat. Dafür braucht es aber deutlich mehr Beachtung der Nahrungsmittel in ihrer Wirkung – und meiner Meinung nach haben es unsere ganz alltäglichen und verfügbaren, regionalen Nahrungsmittel verdient, ein wenig mehr geschätzt und viel bewußter eingesetzt zu werden! 

Wenn Sie also gerade die Wirkung des Salbeis für sich gut gebrauchen können, dann geben Sie ihm doch einen Ehrenplatz in Ihrer Küche!
Unsere heimischen Kräuter haben ein bisschen Beachtung und Anerkennung verdient!

Schon Paracelsus kannte die Wirksamkeit der Brennnessel bei Gelenkschmerzen. Heute ist ihre gute Wirksamkeit bei rheumatischen Erkrankungen (wie auch bei Harnwegserkrankungen, wofür sie deutlich bekannter ist) wissenschaftlich erwiesen – nur leider meines Erachtens viel zu wenig beachtet und eingesetzt.

Die „Königin der Beikräuter” hat Rudolph Steiner (Begründer der Anthroposophie) sie genannt.
„Beikraut“ (so wie auf demTitelfoto) finde ich zumindest schon freundlicher als die Bezeichnung „Unkraut“ – und tatsächlich ist sie ein traditionelles europäisches Heilkraut! Wie übrigens viele der sog. „Unkräuter“…

Und die Brennnessel ist weit mehr als das: 

  • Sie ist Grundnahrungsmittel für Raupen und damit Lebensvoraussetzung für so manch einen Schmetterling! 
  • Sie ist Rohstoff für Papier und Kleidung und Textilfarbe für Wolle, 
  • sie ist als Tee und Gemüse zu verwenden, 
  • sie ist Bodendünger und als Jauche auch Pflanzenschutzmittel 
  • – und eben ein heimisches und äußrest vielseitiges Heilkraut!

Die Brennessel wirkt harntreibend, aber auch entzündungshemmend, schmerzstillend und immunmodulierend. 

Die durchblutungsfördernde Wirkung dieser im wahrsten Sinne reizenden Vertreterin unserer heimischen Heilkräuter wird bei Berührung deutlich spürbar… Tatsächlich ist sie einer der ganz wenigen Gründe, warum ich dann doch manchmal zu Handschuhen greife bei der Gartenarbeit, denn bei mir „wehrt“ sie sich nach wie vor mit wildem Brennen und Pieksen, wenn ich ihr zu nahe komme. Und gleichzeitig muss ich dabei meistens grinsen: Sie schafft es doch, mit unscheinbarem und doch freundlichem Charme, sich zu wehren – und hat damit manch einem von uns schon deutlich etwas voraus 😉 Man müsste sich die Taktik abgucken.

Von der Brennessel lässt sich alles verwenden: 

  • Die Blätter, 
  • die Samen und 
  • die Wurzel. 

Die Blätter sind reich an Mineralstoffen wie Kieselsäure, Eisen, Mangan und Kalium und lassen sich nicht nur als Tee trinken, sondern auch als Gemüse gekocht oder als Suppe und sogar als Pesto und im Smoothie zubereiten. 
Die Samen enthalten Linolsäure, Polysaccharide und Carotinoide und die Wurzel u.a. Cumarin, Gerbstoffe und Polysaccharide. Der Vitalstoffgehalt der Brennnessel ist enorm.

Die Brennnessel unterstützt die Blutbildung (und daher den Aufbau von Blut und Essenzen) und damit auch das Immunsystem. Die Samen unterstützen das Knochenwachstum (ua. bei Osteoporose).
Und sie unterstützt den Stoffwechsel durch ihre Bitterstoffe und reinigt Blut und Bindegewebe und ist daher als Frühjahrskur ideal.

Die Einordnung nach TCM:
Der Geschmack ist bitter (reinigend, entgiftend, Leber und Gallenblase tonisierend), 
süß (nährend u. Essenz aufbauend) und salzig
Die Temperatur ist kühl
Sie wird dem Element Wasser und dem Nieren Yin zugeordnet und ist die Meisterin der Essenzen (Yin).

Wirkung:

  • harntreibend
  • entzündungshemmend und damit hilfreich gegen Rheuma und Arthritis
  • stoffwechselfördernd, leicht anregend auf Leber und Gallenblase und 
  • krampflösend

Indikationen:

  • Harnwegserkrankungen und -entzündungen, wiederkehrende HarnwegsInfekte
  • Wasseransammlungen
  • Prostatavergrößerung (die Wurzel)
  • Allergien, Ekzeme 
  • Störungen des Knochenstoffwechsels (Samen), 
  • Müdigkeit und Anämie, Aufbau bei allen Erschöpfungszuständen, u.a. bei Burnout, postnatal (nach Geburt) und in den Wechseljahren
  • Entgiftung (im Frühjahr) und Blutreinigung, Ausleitung

Indikationen nach Disharmonien der TCM:

  • Nieren – Yin – Mangel
  • Qi- und Blut – Mangel, Essenzmangel 
  • Herz – Yin – Mangel
  • Lungen – Yin – Mangel
  • Leber – Yin – Mangel
  • Feuchtigkeit im unteren Erwärmer

Emotional:

  • Die Brennessel fördert innere Stärke, Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl und die Fähigkeit, sich nach außen abzugrenzen und zu wehren
  • Sie hilft bei Erschöpfungszuständen, Vergessslichkeit und mangelnder Willenskraft.
  • Sie ist aufgrund dieser psychisch stabilisierenden Wirkung in Kombination mit ihrer Stärke, Ruhe und Willsenskraft und dem Aufbau von Blut und Essenz die ideale Hilfe in einem Burnout.

Angst ist der größte Energiefresser unter den Emotionen und schwächt unsere Nieren! 
In der Schwäche kann die Angst nach oben steigen und uns die Luft zum Atmen abschnüren, sogar Panik auslösen.

Die Brennnessel ist zunächst unscheinbar aber dennoch stark, sanft und dennoch willensstark, sie wird unterschätzt und als „Unkraut“ missachtet, aber das macht ihr nichts aus, denn sie ist freundlich, ruhig und ausdauernd.

Als Tee lässt sie sich 3x täglich trinken, Ziehzeit 10 Min.
Achtung: Aufgrund der harntreibenden Wirkung ist sie bei Wasseransammlungen aufgrund von Herz-  oder Nieren-Unterfunktion kontraindiziert!
Brennnesseltee ist gelb bis grünlich und schmeckt leicht salzig und nach Algen, in Teemischungen ist sie angenehm unaufdringlich.

Teemischung bei Allergien und als Frühjahrs-Getränk:
Brennnessel (Schutz), Löwenzahn (Reinigung), Kamille (Darmfunktion) und Minze (entspannt die Gallenblase und öffnet die Poren).

Äußerliche Anwendung:
Der alkoholische Auszug aus den Blättern wirkt durchblutungsfördernd und hilft bei Haarausfall, bei rheumatischen und neuralgischen Schmerzen.

Brennnessel-Pesto:
100g Brennnesseln
100 ml Olivenöl
100 g Feta-Käse
50g geröstete Sonnenblumenkerne
Saft einer halben Zitrone
3 Zehen Knoblauch, Salz u. Pfeffer

Ohne Käse, Knoblauch und Kerne, nur in (z.B. auch Sesam- oder Kokos-) Öl, ggf. mit mit etwas Zitronensaft püriert, lässt sie sich haltbar machen als Zutat, z.B. auch für Smoothies…

Wer nachhaltig und sinnvoll gärtnern und sich dabei ganz im Sinne der TCM & Yangsheng und mit unseren westlichen Kräutern bewusst und gesundheitsorientiert ernähren möchte, der freut sich über die Brennnessel – und isst (oder trinkt) sie!  😉
Häufig steht das Gute direkt vor uns… 

Eine „Moon Milk“ ist Entspannung und Genuss in einem:  Als großer Fan der sprichwörtlichen „eierlegenden Wollmilchsau“ bin ich immer auf der Suche nach Lösungen und Hilfen, die mit minimalen Aufwand eine große Verbesserung ermöglichen. Je einfacher und umfassender desto besser. Letztlich gehe ich von meinem eigenen Berufs- und Familienleben aus – alles was nicht durch eine ermutigende Leichtigkeit und spürbaren Erfolg besticht, schafft es nicht in meinen Alltag… und daher vermutlich auch nicht in meine Praxis. 

Meistens handelt es sich bei den Tipps, die ich langfristig einsetze, um sehr grundlegende und eben deshalb so nachhaltige „Helferlein“.
Fitness- und Food-Trends gibt es genug, die guten „Basics“ bleiben zeitlos…

Zeitlos und sehr grundlegend ist und bleibt z.B. das Thema Schlaf.

Wir halten zwar keinen Winterschlaf, aber die kurzen Tage und der Lichtmangel signalisieren auch uns eigentlich, dass die Natur auf Schlaf und Erholung programmiert ist, auch für uns. Insofern ist eine vermeintlich auffällige Müdigkeit im Winter mitnichten pathologisch, sondern vielmehr völlig normal. Das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung ist jedenfalls zunächst mal von „Antriebslosigkeit“ oder einer tatsächlichen Depression zu unterscheiden.

Aber spätestens wenn der Winter geht und die Tage länger werden zeigt sich, ob man dem natürlichen Rhythmus folgend wieder motiviert und aktiv wird – und ob die Ruhe nicht (im Winter und auch sonst!) zu kurz gekommen ist.

Denn ausreichender Schlaf ist notwendig, damit alle die Dinge, die der Körper ohne unser Bewusstsein in dieser Zeit erledigt, auch wirklich stattfinden können: Zum Beispiel für die Verdauung, und zwar auch die geistige, die Verarbeitung der Informationsflut vom Tag und die Ablage im Langzeitgedächtnis (auch beim Lernen!). Demgegenüber verursacht Schlafmangel bekanntermaßen Konzentrationsstörungen und Gedächtnislücken…
Aber auch körperliche Stoffwechsel- und Reparaturmechanismen, und damit die Regeneration und Selbstheilung finden in dieser Zeit statt.

Umso ernüchternder ist die inzwischen offenbar schulterzuckend hingenommene Zahl der Menschen mit Schlafstörungen.

Die heute fast inflationär vielzitierte und in jedem „Coaching“-Artikel genannte Resilienz lässt sich zwar mit Entspannungsmethoden, Bewegung und Meditation fördern – wer aber dabei die „Basics“ übersieht (und dazu gehören nunmal ganz unspektakulär der Schlaf und die Ernährung), der kommt nicht weit… Es lohnt sich also, auch die zeitlosen, alten Hilfen wieder einzubeziehen, die vielleicht nicht vordergründig „sexy“ und gerade in Mode sind, dafür aber sinnvoll, hilfreich und nachhaltig. 

Der eine oder andere kennt sicher noch die heiße Milch mit Honig…. so weit entfernt ist die „Moon Milk“ (man könnte auch ganz einfach „Schlafmilch“ sagen) davon nicht – nur etwas cleverer im Rezept, soz. ein Multitalent:  

– Sie vermittelt allein schon durch die Wärme und Süße eine unmittelbare Entspannung, körperlich und geistig, und Trost für den u.U. sorgegeplagten Magen. Das allein ist schon der halbe Weg zum Einschlafen. Wer einen Weg findet, den sprichwörtlich „rotierenden Magen“ zu beruhigen, der kommt auch geistig zur Ruhe und schafft es eher, das Gedankenkarussel anzuhalten.
In der TCM ist der Magen „organisch zuständig“ für den emotionalen Bereich Sorgen/Grübeln. Wer zu viel grübelt, schwächt den Magen – ein schwacher Magen lässt uns im Grübel-Karussell endlos kreisen…

– In Kombination mit beruhigenden Tee-Kräutern wird die psychische und schlaffördernde Wirkung der Moon Milk unterstützt:
Hier kann man je nach Vorliebe und Bedürfnis auch wunderbar die ganz klassischen „westlichen“ Teesorten verwenden wie Lavendel, Melisse, Passiflora, Hopfen (als Einschlafhilfe), um nur einige zu nennen.

– Was wäre die TCM-Ernährung ohne Gewürze? Sie lassen sich so zielgerichtet und wirksam einsetzen, nicht nur um Geschmack zu bringen, sondern vielmehr um dem Körper das zu geben was er braucht… Da die Mitte gewärmt werden möchte, kommen hier meistens wärmende Gewürze zum Einsatz – und in die Moon Milk passen sie auch noch geschmacklich wunderbar! Eine warme Milch schmeckt schließlich mit Zimt, Kakao und/oder echter Vanille z.B. nochmal doppelt gut. Dass das aber nicht nur geistig sondern ganz körperlich auch Wirkung zeigt, ist die Art „win-win-Situation“, die ich besonders dankbar finde!

– Last but not least: Dass Rituale eine wirksame psychologische Hilfestellung bieten, ist mittlerweile allseits bekannt. Dass das besonders bei einem „Feierabend-Ritual“ oder Einschlaf-Ritual zutrifft, ist auch nicht überraschend. Dennoch wird dieses Hilfsmittel immer wieder gerne unterschätzt.
Dabei gehört es zu den grundlegendsten Basics des Energiesparens.
Denn letztlich geht es ganz hauptsächlich genau darum: Energie sparen! Alles, was unsere permanente Aufmerksamkeit verlangt, was ungewohnt, mühsam oder zeitintensiv ist, kostet Kraft. Und leider aasen wir in der Regel so lange mit unserer Energie, bis der Körper meldet „Akku leer“ – nur ist es dann schon eine Notsituation! Ginge es um ein Auto, das auf Reserve fährt oder ein Smartphone, das in den Stromsparmodus schaltet oder gar ganz geht, dann reagieren wir umgehend – nur nicht bei uns selbst. In Sachen Stromsparen ist uns jedes Einsparpotential recht, bezogen auf uns selbst lassen wir dagegen jede Menge Potential achtlos liegen. Das Ritualisieren von noch so kleinen Angewohnheiten, die auf irgendeine Art und Weise gut tun und „Lebenspflege“ (Yangsheng) bedeuten, gehört zu den größten Energiesparpotentialen, die wir nutzen können. Nachhaltigkeit ist auch hier ein lohnendes Ziel.

– Eine weitere Zutat macht die Moon Milk dann tatsächlich zur „eierlegenden Wollmilchsau“:
Es gibt eine Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln aus der ayurvedisch-indischen, traditionell chinesischen und auch westlichen Phytotherapie, die man schulmedizinisch als „Adaptogene“ bezeichnen würde. Sie erhöhen nämlich unsere Anpassungsfähigkeit – deren Wirkung könnte man auch als resilienzsteigernd bezeichnen. In einer Lebensphase, in der man sich u.U. derart körperlich und geistig verausgabt hat, dass der sprichtwörtliche Akku soz. „tiefenentladen“ ist, braucht es kurzfristig Strategien und einfach Hilfsmittel, die eben dazu führen, dass man körperliche und geistige Balance wieder herstellen kann, um auf Anforderungen aus der Umwelt angemessen reagieren zu können – mit Leistungssteigerungen aber auch mit den notwendigen Erholungsphasen. Diese Fähigkeit zur Adaption (in beide Richtungen) lässt sich sogar an Zahlen messen, z.B. an der Herzfrequenzvariabilität (HRV, https://de.wikipedia.org/wiki/Herzfrequenzvariabilität#HRV_in_Stressmedizin_und_Psychophysiologie), die ein guter Indikator für Resilienz und gleichzeitig für (Herz-Kreislauf-)Fitness ist und problemlos durch ein EKG aber auch schon vielen Fitnessuhren zu ermitteln ist. 
In der ayurvedischen Medizin wäre ein gutes Beispiel die „Schlafbeere“ Ashwagandha. Ein sehr wirksames Pendant aus der TCM ist der Heilpilz Hericium (auch „Igelstachelbart“ oder „Löwenmähne“ genannt), der in der TCM zudem schon lange bei Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt wird.
Auch der Einsatz von Heilpilzen in „Tee“-Form ist nichts Neues – und nutzt in der Regel den Vorteil, dass hier nicht mit Extrakten (also herausgelösten Einzelbestandteilen) des Pilzes gearbeitet wird, sondern der ganze Pilzkörper (zu Pulver vermahlen) verwendet wird.  Die meisten Heilpilze schmecken sogar sehr lecker, und z.T. finden sie ja auch den Weg in so manch eine Pfanne, so z.B. der Shiitake, der mittlerweile in fast in jedem Supermarkt zu haben ist, oder auch Mu-Err (Auricularia, bzw. das „Judasohr“), der in so ziemlich jedem Wok-Gericht landet…
In einer Schlafmilch gibt Hericium z.B. eine „erdige“, nussige Note, die sich m.E. nach sehr harmonisch mit einem TL Kakao verbindet. 😉

– Und noch ein soz. „umwerfendes“ Argument für die Schlafmilch: Das Genießen. Was ist schöner als eine Schlafmilch, die auch noch lecker schmeckt?  Wenn man das sinnvolle und hilfreiche so einfach mit dem Angenehmen verbinden kann, hat das für mich den Charme, den es braucht, um langfristig den Weg in die persönliche Hausapotheke, oder vielmehr in den heimischen Küchenschrank zu finden… 

Grundrezept:
Es werden immer diese drei Kompontenten nach belieben kombiniert:
Milch (oder vegange Milchalternative)
wärmende Gewürze (Kurkuma, Zimt,  Kardamon, Vanille, Kakao usw.) und beruhigende Tee-Kräuter (z.B. Lavendelblüten, Melisse, Passiflora, Hopfen, u.v.m., hier gibt es eine ganze Auswahl an bekannten „Schlaf-Tee“-Sorten, die sich im Teebeutel oder -sieb verwenden lassen)
Adaptogene:  Ashwagandha (Schlafbeere) oder Tulsi (das „heilige Basilikum“),  und bei den Heilpilzen der TCM: Reishi (der „Pilz der Unsterblichkeit“) oder Hericium.
Nach Belieben lassen sich auch noch getrocknete Beeren oder Datteln hinzufügen, wenn man es gern noch etwas fruchtiger mag…

Zubereitung: Etwa 1/4 bis 1/3 Tasse Schlaf-Tee (z.B. Lavendel u. Hopfen) aufbrühen und 8 Min. ziehen lassen. In der Zeit die Milch zusammen mit den Gewürzen und ggf. Beeren oder 1 Dattel erwärmen, das Adaptogen (z.B. Hericium-Pulver) hinzufügen (je nach Angabe, meistens 1 TL des Pulvers) und rühren bis es sich ganz löst, und dann zu dem Tee in die Tasse gießen – fertig!

Lass es Dir schmecken – und dann schlaf schön! 😉