Als Fan der regionalen und saisonalen Ernährung und der europäischen Phytotherapie freue ich mich immer, wenn ein ganz klassischer und alltäglicher Vertreter der heimischen Kräuter wie der Salbei zur Arznei- oder Heilpflanze des Jahres gewählt wird. Ich finde es wichtig, das zu schätzen, was im wahrsten Sinne des Wortes vor unserer Nase steht. Auch das hat schließlich etwas mit Achtsamkeit zu tun.
Dieses Jahr ist der Salbei (ein Klassiker unserer Würz- und Heilkräuter) vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde zur Arzneipflanze des Jahres 2023 gewählt worden.
Botanische Einordnung
Der botanische Name des Salbei ist Programm: Salvia officinalis.
Salvia leitet sich ab von „salvare“ (retten, erlösen) bzw. „salus“ (Gesundheit, Wohlbefinden), „salvere“ (gesund sein) und „Salutogenese“ (Gesundheit generieren/herstellen, als Präventions-Prinzip bzw. Lebenseinstellung. Der Wert des Salbei ist also schon in seinem Namen erkennbar, man hätte dieses Pflänzchen kaum so genannt, hätte man seinen Nutzen für die Gesundheit nicht hochgeschätzt!
Salbei in der Küchen
Unser Küchensalbei ist ein mehrjähriger Halbstrauch, ca. 50 hoch, seine länglichen, weich behaarten Blätter sind graugrün, aber es gibt ihn auch in sehr zierenden bunten, gesprenkelten Blattfarben. Der echte Salbei (Salvia officinalis) ist zudem winterhart. Die meist violetten Blüten haben die typische Form der Lippenblütler und blühen von Mai bis Juli, manchmal noch bis in den August. Sie sind, wie so viele andere Küchenkräuter, eine hervorragende Bienen-Weide!
Übrigens, ein weiterer Vertreter der Salbei-Familie ist Ihnen vermutlich als beliebtes „Superfood“ bekannt: Die Früchte der mexikanischen Salbeiart „Salvia hispanica“ sind die Chia-Samen!
Medizinische Wirkungen des Salbei
So unspektakulär und gewöhnlich uns dieses Küchenkraut erscheint, so selbstverständlich und vielseitig wird Salbei eingesetzt. Salbei enthält hohe Anteile an Bitterstoffen und Gerbstoffen, außerdem die ätherischen Öle Thujon, Linalool und Cineol.
Er wirkt schleimlösend, entzündungshemmend, sowohl antibakteriell als auch antiviral, krampflösend, magenstärkend, schweißhemmend und wundheilend. Den meisten ist bekannt, dass er entzündungshemmend im Mund- und Rachenraum wirkt und deshalb in vielen Lutschbonbons gegen Halsschmerzen vorkommt sowie in heilenden Mundwassern gegen Zahnfleisch-Entzündungen und Aphten.
Aber auch die lindernde Wirkung bei übermäßigem Schwitzen ist vielen bekannt. Salbei lässt sich auch äußerlich bei Entzündungen und Stichen zur Beruhigung der Haut verwenden.
In der mediterranen Küche ist er ebenso wenig wegzudenken, und den meisten läuft beim Gedanken an „Involtini“ bzw. „Saltimbocca“ (Schinken-Salbei-Röllchen) oder Pasta mit Salbei-Butter das Wasser im Mund zusammen …
Salbei-Tee mit Honig schmeckt nicht nur als Heißgetränk – auch als Eistee mit Minze im Sommer schmeckt er erfrischend lecker.
Innerlich lindert Salbei-Tee Magenschmerzen und Krämpfe, aber auch nervöse Anspannung, Stress und Angst.
Schon in der Klostermedizin von Hildegard von Bingen findet sich Salbei, u.a. auch bei Harnwegserkrankungen und Harndrang, bei Gicht, Magenproblemen, Frauenleiden und nervöser Unruhe.
Der Studienkreis hebt übrigens hervor, dass mittlerweile eine Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase durch verschiedene Salbei-Arten beobachtet wurde. Das könnte für die Behandlung von Alzheimer-Demenz Verwendung finden!
Es ist ziemlich bedauerlich, dass die entsprechende Forschung mangels öffentlicher Förderung in Europa kaum durchführbar zu sein scheint. Ich gebe dennoch die Hoffnung nicht auf, dass künftig doch mehr Interesse und Geld für diese Forschung in Europa eingesetzt wird.
TCM & Salbei
In der TCM wird Salbei dem Element Feuer zugeordnet. Er wird bei Wind-Hitze oder Kälte (Erkältungskrankheiten) eingesetzt, aber auch bei Hitze, Schwitzen und Unruhe durch Yin-Mangel, wie es u. a. in den Wechseljahren der Fall ist.
Was ich an der TCM u.a. schätze ist, dass in der Ernährung wesentlich mehr die Wirkung der Nahrungsmittel geschätzt und gezielt eingesetzt werden. Die Entscheidung, was man wann isst, bzgl. der Saison, der Verfügbarkeit und der eigenen Vorlieben beeinflusst die Gesundheit (und die Wahrnehmung des eigenen Zustands und der momentanen Bedürfnisse). Dafür braucht es aber deutlich mehr Beachtung der Nahrungsmittel in ihrer Wirkung – und meiner Meinung nach haben es unsere ganz alltäglichen und verfügbaren, regionalen Nahrungsmittel verdient, ein wenig mehr geschätzt und viel bewusster eingesetzt zu werden!
Wenn Sie also gerade die Wirkung des Salbeis für sich gut gebrauchen können, dann geben Sie ihm doch einen Ehrenplatz in Ihrer Küche! Unsere heimischen Kräuter haben ein bisschen Beachtung und Anerkennung verdient!


