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Am 6. Oktober 2025  ist Mondfest oder „Mittherbst“-Fest. Es ist in China der zweitgrößte Feiertag nach dem chinesischen Neujahr.

Das Mondfest wird am 15. Tag des achten Monats im traditionellen chinesischen Mondkalender gefeiert. Früher opferten die Kaiser im Frühling der Sonne und im Herbst dem Mond. Was vor 3000 Jahren als religiöses Ritual begann, um für eine reiche Ernte zu beten, ist jetzt nach dem chinesischen Neujahr die zweitwichtigste Familienfeier in China.

Jedes Jahr kommen die Menschen aus aller Welt nach Hause, um ihre Familie zu treffen und mit ihnen zu Abend essen. Meistens ist die Familienfeier mit einem Ausflug verbunden. Und abends wird gemeinsam der Vollmond betrachtet. Daneben gibt es in vielen Regionen öffentliche Feierlichkeiten mit Laternenschmuck und Drachentänzen.

Das Mondfest ist der zweitgrößte Feiertag nach dem Neujahr - Gebäck

Ein beliebtes Mitbringsel ist der zu diesem Anlass gebackene Mondkuchen. Dessen Füllung besteht (regional unterschiedlich) aus Lotussamen-Paste, süßer Bohnen-Paste, Nüssen, einem Eigelb oder Jujuben-Paste. Aber es gibt aber auch salzige Varianten z.B. mit Schweinefleisch, Schinken oder Meeresfrüchten.

Der Vollmond symbolisiert in der chinesischen Kultur den Frieden und Wohlstand der Familie, seine runde Form steht für „Ganzheit“ und Zusammengehörigkeit.

Ein solches Fest verbindet viele Aspekte, die wir auch bei uns wieder mehr in den Fokus stellen können. Denn ein ganz ähnlicher Anlass ist bei uns das Erntedankfest, das wir am ersten Sonntag im Oktober feiern. Dieses Jahr also am 5. Oktober. Und es ist kein exklusives Privileg des Daoismus oder Yangsheng-Gedanken, dass wir Dankbarkeit und Achtsamkeit üben sollten, wenn wir Zufriedenheit und Glück finden wollen. Auch die Wertschätzung von Familie und sozialem Umfeld macht eine gesunde Lebenseinstellung aus. Und den Herbst für das Ernten, Sammeln und Innehalten zu nutzen ist wohl unabhängig von Habitat, Kultur oder Religion eine Gemeinsamkeit, die uns mit der Natur verbindet. Wir leben schließlich auf der ganzen Welt in derselben Natur.

Kräutertherapie, Dekokte und Granulate

Die chinesische Kräutertherapie ist sicherlich die umfangreichste Therapieform der TCM, mit einer großen Fülle von Rezepten für Dekokte und Granulate. Für deren Einsatz braucht es eigentlich eine ganz eigene Ausbildung und zudem eine verlässliche und hochwertige Bezugsquelle.
Daneben halte ich es persönlich für durchaus legitim, bei der Phytotherapie auch europäische Kräuter oder auch die Ayurveda (das indische Pendant zur TCM) in analoger Form mit einzubeziehen. Insbesondere weil es therapeutisch Sinn macht, mühelos umsetzbar ist und Erfolg verspricht. Die ursprünglich aus der südamerikanischen Phytotherapie stammende Passionsblume (Passiflora incarnata)  setze ich schon seit einiger Zeit sehr häufig und erfolgreich als Unterstützung ein, wenn es um Unruhe und/oder Durchschlafstörungen, auch in Verbindung mit hohem Puls/Herzrasen und Palpitationen geht. 

Passiflora incarnata

Die Passiflora incarnata ist eine immergrüne, ausdauernde Kletterpflanze, die sich mit ihren spiraligen Trieben festhält und leicht 6-8 m Länge erreichen kann. Ihre Blätter sind dreifingrig eingekerbt, die Blüten in grün, gelb, blau und Purpur-Tönen sehen aus wie wunderbare lebenden Mandalas. Sie stammt ursprünglich aus Brasilien (ist aber heute deutlich verbreiteter und wird in großem Maße angebaut) und wurde schon von indigenen Urvölkern verwendet. 

Die Blätter der Passiflora incarnata  werden in der Phytotherapie gegen nervöse Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit oder Angstzustände, Durchschlafstörungen, Herzrasen und Palpitationen und nervöse Magen-, Darmbeschwerden und depressiven Verstimmungen eingesetzt.

Man kann sie als Tee trinken (frisch oder getrocknet, auch in Bio-Qualität). Es gibt sie aber auch in Tabletten-Form, oft in Kombinationen z.B. mit Hopfen, Melisse oder Baldrian. Es gibt Passiflora aber auch als Monopräparat (was ich persönlich sinnvoller finde)  oder Tinktur, und sogar auch als Spray). Letztere Variante hat den Vorteil, dass sie über die Mundschleimhaut und damit schneller aufgenommen werden kann. Der Vorteil: Man kann die Passiflora in Tabletten-Form eine Zeitlang (empfehlenswert sind 6 bis maximal 12 Wochen) durchgehend z.B. abends als Durchschlaf-Hilfe nehmen, aber das Spray auch sehr gut tagsüber als Bedarfsmedikation, wenn man in Unruhe gerät und akut schnellere Hilfe braucht. Beiden Möglichkeiten nutzen zu können, finde ich sehr hilfreich und lebensnah.

Beruhigung ohne Dämpfung

Was ich besonders an der Passiflora schätze ich die Tatsache, dass sie zwar beruhigend, aber nicht dämpfend oder einschläfernd wirkt. Daher ist sie auch tagsüber gut einzusetzen, wenn wir zwar ruhig und gelöst, aber doch konzentriert und wach sein wollen, ohne Müdigkeit oder Überhang.
In der Nacht trägt sie dazu bei, dass man auch eher durchschlafen kann, weil man in den leichten Schlafphasen nicht sofort durch die grundlegende Unruhe aus dem Schlaf gerissen wird. Es ist also – im Gegensatz zu Hopfen oder Melatonin – kein Einschlaf – sondern ein Durchschlaf-Mittel. 

Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen“ an der Universität Würzburg wählte Passiflora incarnata wegen ihres Wirkungsprofils und der langen Nutzungsgeschichte zur Arzneipflanze des Jahres 2011.

Die Deutsche Apotheker-Zeitung hat der Passiflora vor ca. 10 Jahren ein recht ausführliches und lesenswertes Pflanzenportrait gewidmet  (DAZ 2013, Nr. 50, S. 86, 12.12.2013), indem die Nutzungsgeschichte, Indikationen und Dosierung sowie die Wirkung kompakt dargestellt werden.

Wirkung auf Herz & Leber

In der TCM wird die Wirkung der Passiflora als neutral bis kühl beschrieben und der Organbezug hauptsächlich zu Herz und Leber gesehen.
Sie wirkt inneren Wind besänftigend, z. B. bei Krämpfen, Zittern, nervöser Unruhe und sie beruhigt Herz und Shen (Geist, der im Herzen wohnt).  So hilft sie auch bei Herzrasen, hohem Puls, Palpitationen, Unruhe, Nervosität, Anspannung, Überreizung, (Durch-)Schlafstörungen, Angst, psychosomatischen Störungen und Depression. 

In Bezug auf die Leber wirkt Passiflora Yang-absenkend, mildert daher Druck, Stress, Reizbarkeit und Wut, aber auch Resignation und fördert damit auch die „geistige Entgiftung“. 

 

„An Zorn festhalten ist wie Gift trinken
und erwarten, dass der andere dadurch stirbt.“ – Buddha

 

Passiflora hilft, das randalierende Leber-Yang zu besänftigen. Sie ermöglicht so auch Erneuerung und neues Wachstum – mit einem ruhigen Herzen …

In der Ruhe liegt die Kraft!

Gerade wenn es darum geht, einen dauerhaft angespannten und damit belastenden Zustand aufzulösen, nervöse Unruhe und Angstzustände zur Ruhe zu bringen, Schlaf und Erholung zu ermöglichen und damit auch einer fortschreitenden Erschöpfung entgegenzuwirken, ist die Passiflora meiner Meinung nach eine große Unterstützung.