Wieviel Aufmerksamkeit schenkst Du eigentlich Deiner Atmung?
Man könnte meinen: Was für ein Glück, dass das Atmen zu den unwillkürlichen Bewegungen des Körpers gehört! Das ist gelinde gesagt ganz praktisch. Trotzdem lohnt es sich, ab und zu ein wenig Aufmerksamkeit darauf zu verschwenden. Denn „Achtsamkeit“ fängt schon bei sich selber an. Und die Qualität der Atmung lässt sich durchaus beeinflussen. Wer QiGong praktiziert, wird das bestätigen können.
Die Lunge ist das Meister-Organ des Qi!
– Die Lunge verbindet das „himmlische“ Atem-Qi mit dem Nahrungs-Qi und ist so wesentlich am Erhalt bzw. an der Erneuerung der Lebenskraft beteiligt. Besonders gut lässt sich das beim QiGong erfahren und intensivieren.
– Die Lunge kontrolliert das Öffnen und Schließen der Poren (Schwitzen) und befeuchtet die Haut (als Schutz).
– Und sie ist verantwortlich für unsere Immunabwehr (das „Wei Qi“ zirkuliert an der Oberfläche als Schutz gegen äußere pathogene Faktoren). Denn zum Funktionskreis der Lunge gehören nach außen hin und sichtbar die Haut und innerlich die Schleimhäute, der Atemwege – und des Dickdarms (als zugehörigem Yang-Organ). Damit verbindet dieser Funktionskreis vollumfänglich und ganzheitlich das „außen“ mit dem „innen“. Die Haut (außen) sowie Atemwege, Lunge und Darm (innen) sind unsere körperlichen Grenzen und Wächter zur Außenwelt und die vorderste Front in unserem Immunsystem! Die Rolle einer gesunden Hautbarriere, der gesamten Atemwege sowie des Darms für die Immunkompetenz ist unumstritten.
Auf der anderen Seite sind sie aber auch das Einfallstor für jeglichen äußerlichen „Angriff“ von Erregern und anderen pathogenen Einflüssen – und damit auch die „Schauplätze“ auf denen sich deren Symptome äußern… Dies erklärt u.a. den direkten Zusammenhang von Haut, Lunge und Darm, auch bei allergischen und anderen autoimmunen Reaktionen des Körpers.
– Daneben sind Lunge und Darm für den Austausch mit der Außenwelt zuständig: Gutes wird aufgenommen, schlechtes bzw. unbrauchbares ausgeschieden.
Die Lunge ist zudem beteiligt am vegetativen Nervensystem, also alles, was automatisch funktioniert, wie die Atmung, der Herzschlag (Rhythmus)… So erklären sich die Chinesen beispielsweise Hautausschläge durch Aufregung. Wird die Lungen-Seele beleidigt, dann kommt es zu Atemnot, Herzrhythmusstörungen oder Hautproblemen.
Die Lunge beherbergt die „Körperseele“.
Die Lunge steht im Wesen für Entschlossenheit und einer positiven, beherzten und unerschrockenen Lebenseinstellung. Ist aber eine Person deprimiert, verunsichert oder vermeidet sie Konflikte, kann dies mit einer Schwäche der Körperseele und der Lunge zusammenhängen. Dies äußert sich z.B. in Niedergeschlagenheit, Teilnahmslosigkeit, häufigem Seufzen…
Zu den Emotionen der Lunge gehören Trauer, Verzweiflung und Melancholie.
Ein Übermaß dieser Emotionen schädigt sie auf Dauer – und zeigt gleichzeitig ihre Schwäche. Häufig nutze ich ein Bild als „Merkhilfe“ dazu: Man könnte sagen, dass Trauer gewissermaßen wie eine „emotionale Bronchitis“ ist.
Symptome eines Lungen-Qi-Mangels sind u.a.:
– eine nicht aufrechte Körperhaltung
– eine schwache Stimme
– Kurzatmigkeit und flache Atmung
– Schweißausbrüche
– fahle, trockene und dünne Haut, ggf. auch Ausschläge
– und allgemein Infektanfälligkeit
Was die Lunge stärkt:
– Lunge belüften! Tiefes Atmen bis in den Unterbauch (mit gesamter Atemhilfsmuskulatur, einschl. Zwerchfell).
Nur bei Belüftung der Lunge bis in die letzten Lungenbläschen wird die Lunge gereinigt (auch von Erregern) und vom Körper ausreichend versorgt. Nur so ist ein vollständiger Luftaustausch und eine effektive Immunabwehr möglich.
QiGong verbindet tiefe Atmung mit gezielten Bewegungen, die sowohl körperlich wie geistig hilfreich entspannen, regenerieren und stärken.
– Es versteht sich wohl von selbst, dass frische Luft zu körperlicher und geistiger Gesundheit und einer gesunden Atmung gehört.
Regelmäßiges Spazierengehen und Saunagänge trainieren den Körper und die Abwehr.
Vom Saunieren lässt sich übrigens eine weitere Hilfe ableiten: Eukalyptus-Öl (am besten in Bioqualität) lässt sich nicht nur in der Sauna sondern auch zuhause nutzen zum Inhalieren oder in Duftlämpchen bzw. Diffusor. Aber auch für unterwegs kann man ein paar Tropfen auf einem Taschentuch zum Inhalieren nehmen oder bei Erkältungen 2-3 Tropfen auf das T-Shirt geben für einen befreiten Schlaf.
Wer sie verträgt, kann auch Eukalyptusöl in Kapseln einnehmen und Verschleimung aufzulösen und auszuleiten.
– Pflege Deine Haut, z.B. durch trockenes Bürsten. Dies fördert ihre Durchblutung und Erneuerung und stärkt das Immunsystem. Verwöhne gleichzeitig Haut und Seele mit hochwertiger Hautpflege. Hände, Lippen und Nasenschleimhaut benötigen zudem zusätzliche Feuchtigkeit als Schutz. Im Herbst und Winter gehört Eincremen unbedingt zu einer achtsamen Körperpflege und „streichelt“ ganz nebenbei die Seele.
– Aber lasse auch im Winter ausreichend Luft an ihren Körper und deine Haut atmen! Packe Dich draußen nur zu 80% warm ein und ermögliche Deinem Körper, die Jahreszeit und die Natur wahrzunehmen. Trotzdem sollte man sich natürlich vor Wind und Feuchtigkeit schützen. Dabei insbesondere die Nieren (den unteren Rücken) und die Füße (den Ursprung des Nieren-Meridians) vor Kälte schützen.
Ernährung:
Zum Herbst gehören scharfe Lebensmittel, die befreien, Nase und Poren öffnen und desinfizieren (wie zB. Ingwer, Rettich u.a.).
Aber auch warme Getränke wie Punsch und Tee gehören zum Herbst und Winter und zu einer abwehrstärkenden Ernährung.
Auf Rohkost sollte man im Herbst und Winter weitestgehend verzichten. Obst und Gemüse lieber gekocht oder gebacken oder als Suppe genießen.
Zu einer regionalen und saisionalen Ernährung gehören im Herbst natürlich unbedingt Nüsse, herbstliche Gemüse wie Kohl und Kürbis und wärmende (Weihnachts-)Gewürze.
Aber Achtung: „Heiße“ bzw. Hitze fördernde Gewürze wie z.B. Zimt und Ingwer sind bei Hitze-Pathologien (z.B. bei Magen- oder Herz-Feuer) mit Vorsicht zu genießen!
Ganzheitlich denken:
Obwohl Nahrungsergänzungsmittel teilweise sinnvoll sind, ist der derzeitige Boom in diesem Bereich dennoch meiner Meinung nach eine einseitige Herangehensweise. Denn das „boosten“ des Immunsystems (mit bewährten Heilplfanzen wie u.a. Cistus incanus, Kapland-Heilpelargonie und Echinacea, mit Propolis oder Heilpilzen wie Cordyceps) ist zwar hilfreich aber noch lange nicht ganzheitlich.
Wer auf das „Große Ganze“ seines Körpers achtet – und tatsächlich achtsam mit ihm umgeht – der sorgt für sehr viel mehr als nur für sein Immunsystem:
– für Entspannung, auch geistige, und für ein ruhiges Shen,
– für eine hochwertige und wärmende Ernährung, die die eigenen (!) Bedürfnisse und den individuellen aktuellen Zustand berücksichtigt
– für Sport, vorzugsweise draußen
– für viel frische Luft, in den eigenen Räumen, aber auch durch Spazierengehen und durch eine tiefe und entspannte Atmung und regelmäßiges QiGong
– für ausreichenden und guten Schlaf…
Mit anderen Worten: Der Fokus sollte sich nicht auf Krankheit richten, sondern auf Gesundheit und nicht auf einzelne Körperteile, sondern auf den GANZEN Körper! Wer gerade ausschließlich sein Immunsystem im Blick hat, betreibt zwangsläufig „Flickschusterei“. Und das hat mit (Selbst-)Respekt und „Achtsamkeit“ (schon allein durch die eng gefasste Perspektive) herzlich wenig zu tun. – In diesem Sinne: Bleiben Sie GANZ gesund!


